Santa Cruz de Mudela (Ciudad Real) |
Wer einen Blick auf die religiöse Landschaft der Stierkampf veranstaltenden Länder wirft, wird von einer katholischen Dominanz überzeugt. Ob Spanien, Mexiko, Kolumbien, Peru, Ecuador, Portugal oder selbst Frankreich, alle zählen zu katholischen Bastionen. Toreros haben den Ruf vor einem jeden Stierkampf in ihrem Hotelzimmer einen Altar zu errichten. Viele Plaza de toros verfügen über kleine Kapellen, wo sich die toreros vor ihrem Auftritt zurückziehen können um zu beten. Es gibt sogar Plaza de toros die über eine eigene kleine Kirche verfügen. Oder vielleicht sollte man es fairerweise so formulieren und sagen, dass es sich dabei um eine Kirche handelt, die über eine Stierkampfarena verfügt, weil diese nachträglich angeschlossen wurde.
Heue Abend am 6. Juli beginnt der chupinazo. Die Eröffnung der populärsten feria taurina der Welt: Sanfermines in Pamplona. Gewidmet wird dieses Fest, mit dem Tragen der roten Halstücher, dem Märtyrertod des Heiligen Fermin de Amiens. Die Ernennung zum Schutzheiligen der toros erfolgte 1591. Was aber kaum einer weiss, zu dieser Zeit gab es ein schriftliches Verbot der Stierkämpfe in Spanien durch Papst Sixtus V, welches erst 1595 durch Papst Clemens VIII aufgehoben wieder worden ist. Es war sozusagen eine Heiligsprechung ohne päpstlichen Segen aus Rom.
Dann kamen die Jungfrauen. Die jungfräulichen fiestas, begleitet von verschiedenartigen Stierfesten. Nicht selten wurde eine Heilige Virgen von einem Rinderhirten entdeckt, oder tauchte parellel zu einem encierro auf. So gibt es auch zahlreiche Veranstaltungen wie in Tordesillas, wo toros zu Ehren einer Jungfrau, der Virgen de la Vega in die Flussebene getrieben und getötet werden. Der Stier, der spanische toro und die katholische Kirche scheinen irgendwie zusammenzugehören. Da scheint es doch nur verständlich mal nachzufragen, wie sich das erklären lässt?
Gemälde von Juan Stradan (1578) |
Philip II von Spanien trat von seinem Vater ein schweres Erbe an. Zum einen zeigte sich die Bevölkerung wenig von dem katholischen Glauben und noch weniger von den kirchlichen Einrichtungen begeistert, abgesehen von der dezenten Furcht vor der spanischen Inquisition. Und zum anderen bildeten sich um die 1558 protestantische Bewegungen im Norden Spaniens, vor allem in Valladolid, und im Süden in der andalusischen Metropole Sevilla.
Dem Volk dagegen war der Glaube so ziemlich egal, aber es zeigte eine auffallend grosse Leidenschaft für die Feste der toros. Hinzu kam eine im 16. Jahrhundert aufkommende Begeisterungswelle für die Verehrung von gefundenen Jungfrauen. Wie schon erwähnt, wurden jene Heilige nicht selten von Rinderhirten oder parallel zu Stierfesten entdeckt. Somit war es für die Monarchie naheliegend, die Stierfeste zu katholizieren. Das Vergnügen mit dem Glauben zu verknüpfen. Obwohl der Vatikan zweimal versuchte die toros zu unterbinden, entschieden sich die spanischen caballeros dazu, den Stierkampf zum katholischen Gedankengut zu deklarieren. So wurden katholische Feste von Stierkämpfen begleitet und umgekehrt. Die spanische Variante einer Popularisierung, bzw. eines Näherbringens des katholischen Glaubens an die nichtadligen Bürger.
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