Plakat aus dem Jahr 1926 |
Wie lässt sich dieses erklären? Versuchen doch die Damen im Rahmen der Emanzipation in fast alle männlichen Domäne einzubrechen. Sie zu erobern. Doch bei den encierros scheint ein Hemingway recht zu behalten, indem er Pamplona als letztes männliches Refugium bezeichnet. Und so finden wir in fast allen künstlerischen Darstellungen von San Fermin nur das Kräftemessen des männlichen Geschlechts mit den toros.
Früher war es den Frauen verboten teilzunehmen. Sie wurden sogar von der Polizei als unerwünschte Personen von der Strecke entfernt. Erst seit 1974 ist es den Frauen gestattet mitzulaufen. Denn die männlichen mozos rieten ihnen dringend ab und bedrängten sie sich an den Rand zu begeben; nur deswegen, weil sie um ihr Wohl besorgt seien. Der Fernsehreporter Javier Solano erkannte darin jedoch lediglich einen paternalistischen Machismo. So kam es, dass die ersten weiblichen mozos ihre Haarpracht versteckten und sich bemühten wie ihre männlichen Mitläufer zu verhalten. Und es sollte etwa zehn Jahre dauern, bis man begann sich an die wenigen femininen mozos zu gewöhnen. Kaum zu glauben aber erst 1991 wurde als erste Frau die Norwegerin Anne Karlin von einem toro mit einer cornada schwer verletzt.
Für das Ausbleiben der Frauen hat Javier Solano eine physische Erklärung. Im Durchschnitt wiegen die Damen zwischen 40 und 60 Kilo. Ihre männlichen Kollegen dagegen 70 bis 100 Kilo. Bei einem Zusammenstoss mit ihnen, und davon gibt es beim encierro reichlich, würden sie stets den Kürzeren ziehen und im schlimmsten Fall zu Boden sinken, womit sie eine einfache Beute für die toros sein könnten. Da ist es nur verständlich, dass die weiblichen Läufer die Randzonen der Strecke bevorzugen.
Jeden Morgen überträgt das staatliche spanische Fernsehen die encierros live. Ganze 75 Minuten wird berichtet, analysiert und kommentiert. Und es sind nicht Männer die dort das Sagen haben, sondern sechzig Prozent sind weibliche Moderatoren.