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von Colin Ernst
Pünktlich um zehn Uhr morgens,
öffnen sich die Tore des "Coso del Pinar" - der Plaza de toros in
Sanlúcar de Barrameda. Im Gänsemarsch traben die novilleros und die matadores in die Arena, denn vor dem toreo de salón, steht das
Joggen und anderes Aufwärmtraining an.
An fünf Tagen der Woche ist
geöffnet und es finden sich toreros aus allen Teilen des Landes ein. Diese Woche steht unter einem
besonderen Stern, der novillada, eine corrida de beneficencia zu Gunsten Behinderter in Sanlúcar, am 3. März,
um 17 Uhr.
Eloy Hilario |
Auch ich war pünktlich vor
Ort, um mir ein Bild zu machen. Einen novillero kenne ich
noch vom Vorjahr, Eloy Hilario. Ich kann sehen, das er
Fortschritte gemacht hat, vor allem mit der muleta. Im Vorjahr fiel er mir
besonders beim Training mit den banderillas auf und ich dachte, das dies sein
"Fachgebiet" sei. Nun steht er in wenigen
Tagen in der plaza seines pueblos, und man merkt die Anspannung. Ruben Franco, Fernando
Gonzales , Sergio Salas, Alejandro Jurado und Juan de Castillo, sind die
weiteren Mitstreiter von Eloy. Ich will ihn nicht stören,
vor dem großen Tag, später werden wir ein Schwätzchen halten.
Álvaro Sanlúcar |
Ein anderer alter Bekannter
ist Álvaro Sanlúcar, der 2011 Auszeichnungen erhielt und als
hoffnungsvolles Talent gilt. Er fiel mir durch sehr
elegante capa- und muletaarbeit auf. 2012 hatte er recht gute Ergebnisse und
alles was er braucht, sind mehr corridas. Auch er ist besser geworden, man
merkt das harte Training.
Diego Jiménez, M. Soto,
Antonio Jose Blanco, toreros aus Sanlúcar, sind jeden Tag präsent, stehen dem
Nachwuchs mit Rat und Tat zur Verfügung. Wer das Training verfolgt,
kann lernen. Warum hält man die muleta so
und nicht anders, in welchem Moment kann man eine veronica machen, und wann
nicht. Wie schwingt man die capa im quite, wie wenn der toro auf einem zugaloppiert. Handhaltung, Drehungen
des Handgelenks, Drehungen der Hüften, mit welchem Bein steht man, wann,
richtig...? Ich verfolge die Anweisungen
mit großem Interesse, denn so kann ich mir noch besser ein Bild machen, von dem
was Sonntag umgesetzt wird, oder auch nicht.
Mein erster Tag, auf Spuren
der toreros, hielt noch eine Überaschung für mich bereit: Juan José Padilla, der maestro
aus Jerez de la Frontera, grade zurück aus Südamerika, kam zum Training! Normalerweise trainiert er
nicht oft in der Öffentlichkeit Heute machte er die Ausnahme, ein Kindergarten
hatte sich angesagt. Man muss sagen, er ist sehr Kinderlieb, hat Geduld mit den
Zwergen. Die Kleinen hatten sich alle
auf den estribo gesetzt, und mit Klatschen und "Padilla, Padilla"
Rufen, den maestro animiert, sich zu ihnen zu setzen. Einigen hat er ein paar pases mit der muleta gemacht, "torero, torero", piepsen die Minis.
Der matador der toros Juan José Padilla (rechts mit der Augenklappe) |
Nachdem der offizielle Teil
vorbei ist, kann ich endlich das Training, des "Piraten" verfolgen,
eine Lehrstunde. Sein Knie, welches in Mexico
einen Hornstoss abbekam, ist mit einer Neoprembandage geschützt, ich kann keine
Behinderung erkennen. Die nächsten Tage wird er im campo trainieren, um
sich auf die Saison vorzubereiten.
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ÜBER DIE AUTORIN
1963 in Düsseldorf geboren verschlug es die gelernte Reitlehrerin nach Menorca.
Taurinische Biographie
1999 Besuch ihrer ersten corrida in Palma de Mallorca.
"Eines Tages entdeckte ich die Anzeige einer corrida in Palma de Mallorca, also ab aufs Schiff und nix wie hin. Alles war sehr neu und aufregend und als Reiter zog es mich zuerst in den patio de Caballos. Dann sass ich im Tendido 3. Reihe unten, mit der besten Aussicht. Mich beeindruckte damals vor allem wie der toro aus dem toril schoss (atemberaubend schön mit seiner Kraft), auf den matador zu, und dann das Pferd umwarf. Sofort rannte ich wieder zum patio de caballos, um dem armen Pferd zu helfen. Die Helfer und der picador nahmen gerade den peto (Schutzdecke) ab und siehe da, außer dem Schrecken hatte das Pferd keine Verletzungen. Man erklärte mir alles, rund ums Pferd und so verpasste ich fast meine erste corrida."
"Eines Tages entdeckte ich die Anzeige einer corrida in Palma de Mallorca, also ab aufs Schiff und nix wie hin. Alles war sehr neu und aufregend und als Reiter zog es mich zuerst in den patio de Caballos. Dann sass ich im Tendido 3. Reihe unten, mit der besten Aussicht. Mich beeindruckte damals vor allem wie der toro aus dem toril schoss (atemberaubend schön mit seiner Kraft), auf den matador zu, und dann das Pferd umwarf. Sofort rannte ich wieder zum patio de caballos, um dem armen Pferd zu helfen. Die Helfer und der picador nahmen gerade den peto (Schutzdecke) ab und siehe da, außer dem Schrecken hatte das Pferd keine Verletzungen. Man erklärte mir alles, rund ums Pferd und so verpasste ich fast meine erste corrida."
Seit 1999 aficionado de toros.
Besonders geschätzte toreros
- Morante de la Puebla
- Enrique Ponce
- Juan José Padilla
- Román (novillero)
- José Garrido (novillero)
Bevorzugte ganaderías
- Victorinos
- Miura
Lieblingsbücher
... oder du wirst Trauer tragen von Dominique Lapierre und Larry Collins
"Schuld ist El Cordobes! Meine Mutter, aficionada solange ich denken kann, wünschte sich vor 30 Jahren das Buch "... oder du wirst Trauer tragen", welches eine Biographie über das Leben des matador de toros El Cordobés. Als Leseratte, konnte ich nicht umhin, es auch zu lesen, ... und nochmals und nochmals zu lesen. Der Virus begann im fernen Deutschland zu brodeln und als ich vor gut 15 Jahren nach Spanien umsiedelte, dachte ich, das ich nun mein Wissen um die tauromaquia vertiefen könnte. Weit gefehlt, denn ich landete auf einer Insel, wo es keine afición gibt. Keine Taurozeitschriften, keine Plaza de toros, keine Stiere ... bis ich 1999 nach Palma de Mallorca kam."
Die Klassiker von Ernest Hemingway
Die Stiere von Parral von Marguerite Steen
Joselito ... el verdadero von José Miguel Arroyo
De frente y por derecho von Manuel Díaz El Cordobés
Leitmotiv