Montag, 22. April 2013

Frauen im Torerohimmel




von Philip de Málaga


In Spanien wurde wieder eine neue matadora de toros gekürt
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Daysi heisst sie, und ihr Vorname klingt so gar nicht nach torero, eher vermutet man eine Version von Disney & Co. dahinter. Doch nicht nur mehreren Wundern (spanisch: milagros) gleich, reiht sich Daysi Milagros Sánchez Lazarte mit dem Künstlernamen "Milagros del Perú" in die Reihe der matadores de toros ein. Sie ist damit die elfte Frau, die mit viel Vision alles dran setzte um diese Position zu erkämpfen, mit der arte del toreo

Die neue matadora ist am 27. Oktober 1987 in Perú geboren. Im Oktober 2010 hatte sie ihr Debut mit picadores hier in Medina de Pomar (Burgos, Spanien). Und nun mit 25 Jahren bestritt die junge Dame gestern in der plaza de toros von Moralzarzal bei Madrid ihre alternativa. Ihr Ritterschlag vom novillero zum matadores de toros. Vor lediglich gut 2.000 Zuschauern, denn die tendidos waren lediglich nur zu einem Drittel gefüllt, gelang es der Debütantin trotzdem gleich mit ihrem ersten toro der alternativa zu überzeugen und erhielt die Auszeichnung von dos orejas. Salida por la puerta grande, so etwas tut jedem Einsteiger gut.

Der Ritterschlag zum matador de toros
Jesuli de Torrecera, Esaú Fernández und Milagros Sánchez
(Foto: mundotoro)
Milagros de Perú
Wie heisst es eigentlich? Wie nennt man die weiblichen torerosLa matadora? "Ja, selbstverständlich", sagt die wohl bekannteste und wohl auch erfolgreichste matadoraCristina Sánchez, und sie ist die erste die dazu steht. Aber trotzdem ist gerade bei Milagros de Perú auffallend, da spricht kaum einer von der matadora. Alle reden von der la matador. Grammatikalisch wohl nicht ganz so in Ordnung, aber es zeigt auf, wie Frauen hier versuchen in eine Männerdomäne vorzustossen. Mit Frauenquote käme man hier nicht weit, denn der Schlüssel zum Erfolg liegt in den tendidos. Kein Publikum, kein Erfolg, eine simple Rechnung. Und wie es scheint, wurde auch die junge Südamerikanerin ein wenig gemieden. Was nicht wundert, denn sie betrat das ruedo gleich mit zwei Nachteilen. Da war nicht nur der Hauch der rundum femininen Weiblichkeit, nein, sie kam auch noch von ausserhalb von Spanien. Da tun sich selbst männliche Kollegen schwer und nur wenige aus Amerika haben es wirklich geschafft, wie der Kolumbianer César Rincón. Naja, letzterer hat es nicht nur geschaft, er versetzte Spanien in einen wahren Rausch. 1991 gelang ihm in Madrid vier Mal die salida por la puerta grande innerhalb von nur einem halben Jahr. Das ist bis heute noch keinem gelungen: "César Rincón in Madrid zu sehen ist wie Gott etwas zu fragen und er antwortet dir!"


Ein derechazo vom Milagros Sánchez 
(Foto: mundotoro)
Zurück zu den Damen. Es gibt einige taurinos, vor allem in den Reihen der älteren aficionados, ist man geneigt dazu bei den toros eher das Männliche hinein zu interpretieren. Die Symbolik deutet irgend etwas von Zeugungskraft an. Und genau da hätte so eine matadora nicht all zu viel zu verlieren. Dass sie dabei genauso ihr Leben aufs Spiel setzten um gute suertes zu vollführen, dass sie denselben Kennerblick für die toros benötigen, dass die estocadas deswegen nicht weniger gefährlich werden, wie für männliche matadores de toros kann sie nicht so ganz überzeugen.


Cristina Sánchez
Ich selbst habe bis jetzt nur eine matadora gesehen. Das war Cristina Sánchez in Estepona. Und mit allem Respekt, sie war nicht nur der beste torero sondern durchaus auch die überzeugendste im ruedo an diesem tarde de toros. Und immerhin stand an ihrer Seite Manuel Díaz "El Cordobés" dem es eigentlich fast immer gelingt, dass Publikum in den plaza de toros der unteren Kategorien für sich zu gewinnen. Aber Sánchez agierte ruhig, routiniert und elegant. Und in den tendidos kam das an. 

Bisher haben es zwölf Damen geschafft den Himmel der matadores de toros zu erobern:

1968: Bertha Trujillo "Morenita del Quindío"  (Quindío, Kolumbien)
1979: Ángela Hernández (Alicante, Spanien)
1981: Raquel Martínez  ( Tijuana, México)
1981: Maribel Atienzar (Albacete, Spanien)
1996: Cristina Sánchez (Madrid, Spanien)
1997: Mari Paz Vega  (Málaga, Spanien)
2005: Raquel Sánchez  (Toledo, Spanien)
2007: Marbella Romero  (Morelia, México)
2010: Hilda Tenorio  (Ciudad de México, México)
2010: Sandra Moscoso (Jerez de la Frontera, Spanien)
2011: Lupita López    (Yucatan, México)
2013: Daysi Milagros Sánchez Lazarte "Milagros del Perú" (Perú)

In dieser Übersicht sind vor allem dass es in Spanien erst seit 1979 matadoras gibt. Die Erklärung ist einfach, denn von 1908 bis zum Jahr 1974 war es dem weiblichen Geschlecht gesetzlich vollkommen untersagt sich die traje de luces anzuziehen. 

Wie dem auch sei, die taurinos sollten endlich beginnen die Grenzen zu vergessen und sich alsmundo de los toros verstehen. Genauso wie die banderilleros zu Hilfe eilen, wenn einem matador eine cornada zugefügt wird, genauso sollten alle die mit den toros zu tun haben an einem und dem selben Strang ziehen. In diesem Sinne wünscht SfA der neuen matadora viel suerte (in diesem Fall bedeutet es Glück) für ihre taurinische Zukunft.
eine einzige
Die erste puerta grande für die neue matadora de toros "Milagros de Perú"
Moralzarzal, bei Madrid, 20. April 2013
(Foto: mundotoro)
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ANMERKUNG VON SfA:
Die taurinischen Medien wie mundotoro, burladero oder Aplausos sprechen davon, dass "Milagros de Perú" erst als zehnte Frau es gelungen ist sich matadores de toros nennen zu dürfen. 

Die Liste der weiblichen matadores de toros  wurde um Sandra Moscoso (2010) nachträglich erweitert. Ein aufmerksamer Leser von SfA hat uns darauf hingewiesen. Vielen Dank dafür nach München.

LITERATURHINWEIS:
MATADORA, MEIN LEBEN ALS STIERKÄMPFERIN, Cristina Sánchez, Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt am Main, 1998