Sonntag, 7. April 2013

Wirtschaftsfaktor: José Tomás

In Spanien, Frankreich oder México füllt einer wie kein anderer die plaza de toros, wenn er denn antritt. Und dabei füllen sich nicht nur die Reihen der Zuschauer, auch die Kassen des Veranstaltungsortes. Man nennt es den José Tomás Effekt.
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von Philip de Málaga


Matador de toros José Tomás
(Foto: mundotoro)
Man bezeichnet ihn als den torero eines Jahrhunderts. Und das, obwohl sich auch die tauromaquia mitten in ihrer größten wirtschaftlichen Krise befindet. Kein matador de toros hat es dermassen verstanden die afición in seinen Bann zu ziehen wie er. Nicht einem toreador ist es gelungen, dass es an Worten fehlte, seine Auftritte zu beschreiben. Die Rede ist von José Tomás, der 1975 in Galapager bei Madrid als erster von vier Brüdern geboren ist. Es war sein Grossvater Celestino der seinen Enkel mehrmals zu den toros in Las Ventas mitnahm und mit zehn Jahren stand José Tomás das erste Mal vor einer becerra. Der Grossvater und seine Freunde waren beeindruckt von diesem jungen Talent und spendierten ihm 1988 eine becerrada mit freien entradas. Ein Jahr später präsentierte sich das junge Talent am 25. Juli 1989 der Öffentlichkeit, wo es ihm gelang einen rabo als Auszeichnung zu erlangen. Ein Genie der tauromaquia war geboren.

Apotheose in Nimes
(Foto: HJD)
In den nächsten Jahren entwickelt er sich zur makellosen Reinheit des toreo, da ist die Rede von temple und Wahrheit. 1995 bestreitet er seine alternativa in Mexiko und am 14. Mai 1996 wird sein Ritterstatuts als matador de toros in Madrid bestätigt. Jedoch dauert es vier Jahre bis es ihm gelingt in Las Ventas die puerta grande zu öffnen. 2001 viel das magische Wort, das man mit José Tomás in Verbindung brachte: Apotheose. Erst Barcelona und dann León wo er schwer verletzt wurde und seine temporada abbrach. Im folgenden Jahr begegnete der maestro etwas, womit er nicht umzugehen vermochte. Im Sommer wurde er zunächst in Barcelona und dann in Murcia von dem Publikum ausgepfiffen. Jose Tomás zögerte nicht lange und trat von den toros zurück. Die afición war sprachlos.

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"Die Wahrheit beim toreo ist,
du must bereit sein den toro herauszufordern, 
dass er der muleta folgt ...
... oder dass er dich erwischt."

José Tomás
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Delirium in Nimes
José Tomás
auf allen Titelseiten am 17. September 2012
Es dauerte fünf Jahre bis am 17. Juni 2007 eine informative Bombe ein taurinisches Erdbeben in Bewegung setzte. José Tomás kehrt zurück. Und gerade Barcelona wo er so in Schmach verabschiedet worden ist sollte der Ort seiner neuen Triumphe werden. Und wie von magischer Hand gesteuert, keine plaza de toros wo es kein no hay billetes gab, wo der maestro aus Galapagar antrat bis hin zum magischen Auftritt in Nimes, wo es seit langem einem torero gelungen ist auf wirklich alle Titelseiten der spanischen wie französischen Medien zu kommen. Der personifizierte duende hat sein Ziel erreicht.
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"Natürlich habe ich Angst. 
Wenn es nicht so wäre, wäre ich kein Mensch, aber ich bin einer.
Aber wenn ich den toro sehe 
versuche ich meinen Körper zu vergessen 
und an meine Angst nicht zu denken.
Denn wenn mir das nicht gelingt, finde ich nicht die nötige Ruhe."

José Tomás
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Der José Tomás Effekt

Am letzten Freitag konnten die Leser von SfA einen Blick auf die taurinische Finanzwelt werfen. Und bei dieser Finanzwelt spielt auch der maestro aus Galapager eine tragende Rolle. Die Medien sprechen vom José Tomás Effekt. Denn seit seiner Rückkehr in die ruedos im Jahr 2007 füllt der matador de toros nicht nur die plaza de toros hasta la bandera sondern lässt es auch gewaltig in den Kassen klingeln. Während nur einer corrida werden in und um der plaza durchschnittlich 2,4 Millionen Euro umgesetzt. Davon weit über 850.000 Euro für die entradas. Der Kenner der Szene wird sicherlich hier gleich einwenden, 850.000 Euro für entradas? Soviel passen ja gar nicht in eine plaza de toros rein! Und es stimmt. Denn um überhaupt in den Genuss zu kommen an jenem Tage José Tomás zu erleben, waren zahlreiche aficionados gezwungen, sich so genannte abonos, also Dauerkarten zu besorgen. Teilweise war der Verkauf jener abonos bis zu 400 Prozent gestiegen. Und das nur für das Interesse an einem torero. Den empresarios konnte das nur gefallen. Von den restlichen 1,5 Millionen Euro profitierten die umliegenden Gastgewerbe, das Transportwesen und andere Geschäfte. 

Ein wertvolles Reisegepäck
Wenn dieser Koffer auf Reisen geht klingeln die Kassen.
(Foto: HJD)
Beim letzten grossen Auftritt in Nimes am 16. September 2012 sollen laut offiziellen Angaben die aficionados mehr als drei Millionen Euro in der südfranzösischen Stadt gelassen haben. Und das nur wegen zwei Stunden José Tomás, der an einem Vormittag mit 6 toros 6 sein Leben riskierte. Apotheose pur, aber auch im Geldbeutel.
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Siehe auch:
Der Stierkampf erobert die Titelseiten
Apotheose von Torodora Gorges
José Tomás von Dominik Sachsenheimer
Wie sieht sie eigentlich aus, die taurinische Finanzwelt von Philip de Málaga

Quellennachweise:
COSSÍO LOS TOROS, INVENTARIO BIOGRÁFICO, Espasa Calpe 2007
EXPANSIÓN, spanisches Wirtschaftsmagazin, Unidad Editorial Información Económica, Madrid 2013
JUAN MEDINA, Profesor für wirtschaftliche Theorien an der Universität de Extremadura