Freitag, 7. Juni 2013

Das erste Mal (1. Teil)

HINWEIS: Die blau-kursiven spanischen Fach-Begriffe
sind mit dem deutschsprachigen Lexikon des Stierkampfs verlinkt.

Wer das erste Mal einen Stierkampf besucht sollte gewisse Punkte bedenken

1. Teil: Das Besorgen von Eintrittskarten
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von Philip de Málaga


Schon seit Monaten finden immer mehr Personen den Weg zu SfA weil sie Informationen über "Stierkämpfe in Málaga" suchen. Allein in den letzten vier Wochen waren es über zweihundert Besucher, welche auch konkrete Fragen hatten. Hier eine kleine Anleitung, was man alles vor seinem ersten Besuch einer corrida beachten sollte. Dabei sei angemerkt, wir reden hier nicht von den dörflichen Festen sondern von der klassischen corrida.

Weder SfA noch andere taurinos versuchen die interessierten Personen, bzw. die neuen Besucher von der fiesta brava zu überzeugen. Die Entscheidung, ob einem die toros zusagen oder nicht, die muss ein jeder Besucher für sich selbst treffen. Wir können lediglich dazu beitragen, dass die wahren Informationen vermittelt werden.

- Zunächst sollte man wissen auf was man sich einlässt!

Die meisten können sich unter einem Stierkampf nicht viel vorstellen, ausser, dass er mit der spanischen Tradition eng verbunden ist und das es um Stiere geht, die auch mal getötet werden. Bevor man sich entscheidet ein festejo taurino zu besuchen sollte man sich drei Punkte bewusst sein:
  1. Der toro, also der Stier tritt dazu an um zu sterben! Er wird zwei bis fünf Jahre mit grossem Aufwand gezüchtet für den Tod in einer plaza de toros. Aber er hat auch die Möglichkeit, wenn er sich extrem mutig zeigt und stets angreift, mit einem indulto seine Freiheit zu erlangen um dann als Zuchtbulle auf der ganadería weiterleben zu können.
  2. Es handelt sich dabei um keinen sportlichen Wettkampf zwischen toro und torero! Keine Wettbewerb zwischen Stier und Stierkämpfer. Zwar werden den toreros sportliche Konditionen abverlangt, aber es geht nicht ums Gewinnen. Wenn überhaupt kann man von einem gewissen Wettkampf nur unter den matadores selbst reden, aber auch das entspricht nicht der Wahrheit, will das Publikum doch von allen Teilnehmern eine respektable, sprich die beste Leistung sehen.
  3. Man wird Blut zu sehen bekommen! Bestimmt immer bei den toros und nicht selten auch bei den toreros.
- Welche Veranstaltung sollte man besuchen?

Ein echter toro (Foto: mundotoro)
SfA empfiehlt den Besuch einer klassischen corrida de toros, wo toros mit einem Mindestalter von vier Jahren und einem Gewicht von 435 bis hin zu 700 Kilo gegen professionelle matadores de toros antreten. Sie stellen die Bundesliga unter den toros dar. Sollte es zu entsprechenden Zeit keine corrida de toros in erreichbarer Nähe geben, sollte es aber zumindest eine novillada con picadores sein. Letzteres wäre auch als eine günstigere Alternative anzusehen, wobei darauf hinzuweisen sei, dass es keine professionellen matadores de toros sind, die dort antreten, sondern novilleros, also toreros in der Lernphase, und bei den Stieren handelt es sich um bis zu dreijährige novillos.

Vermeiden sollte man auf jeden Fall Veranstaltungen die nur für Touristen organisiert werden. Oft werden sie mit Flamenco vermischt aber für horrende Eintrittspreise bekommt der Besucher nicht unbedingt zu sehen, zum einen was nicht unbedingt als guter Flamenco zu bezeichnen ist, und zum anderen etwas, was wirklich nichts mit der mundo de los toros zu tun hat. Meistens sind es junge unerfahrene Leute die sich mit becerros üben. Lesen Sie bitte dazu den SfA-Beitrag "Das Geld der Touristen".

- Wie findet man den richtigen Stierkampf?

Da hat man die Möglichkeit sich in den entsprechenden Internetportalen zu informieren:
Bei den Ankündigungen sollte man darauf achten, dass die Rede von toros ist.

Wenn man sich schon vor Ort befindet kann man sich an den carteles, also den Stierkampfplakaten orientieren. Achten Sie auch hier darauf, dass es sich um eine corrida de toros mit 6 toros 6 handelt:
Oder im Tourist Office nachfragen, wo es derzeit eine richtige corrida de toros zu sehen gibt.

Als letzte Möglichkeit kann man sich das wöchentliche Stierkampfmagazin Aplausos erwerben. Im Anhang findet sich auch eine Auflistung der Veranstaltungen

- Wo erwirbt man die Eintrittskarten?

Nie im Hotel oder Reisebüro, in der Regel stecken sie eine Provision von mindestens zwanzig Prozent ein, und verkaufen ihnen zudem schlechte Karten. Man sollte sich direkt zu der plaza de toros begeben. An auffallend kleinen Fenstern mit dem Hinweis taquilla erhält man die entradas, also die Eintrittskarten zum normalen Preis. Auch Wiederverkäufer auf dem Schwarzmarkt sollte man meiden, sie nehmen zwanzig bis hin zu dreihundert Prozent mehr. Erst wenn die corrida ausverkauft ist, also an den taquillas ein Schild mit dem Hinweis "No hay billetes" zu sehen ist, also bei einer ausverkauften corrida, sollte man sich bei Bedarf an die Wiederverkäufer wenden. 

- Welche Karten sollte man erwerben?

Wer das erste Mal eine corrida besucht sollte zunächst das gesamte Ereignis beobachten und aufnehmen, sehen wie das Ambiente ist, beobachten wie das Publikum reagiert und versuchen zu verstehen warum was geschieht. Deswegen sollten Neulinge nie vorne oder gar in der ersten oder zweiten Reihe (barrera oder contrabarrera) sitzen. Bei einer grossen plaza de toros empfiehlt SfA die erste Reihe im ersten Rang (delantera primer piso). Oder im oberen Drittel der unteren Sitzreihen (tendidos altos). Letzteres auch bei kleineren plaza de toros.

Sonne und Schatten
(Foto: Dr. Andreas Krumbein)
Die Sitzplätze in einer plaza de toros sind wie ein Kuchen aufgeteilt. Die einzelnen Sektoren nennen sich tendidos und sind nummeriert. Ein Drittel der Sitzplätze liegen während der corrida in der Sonne (sol), das sind die günstigen Karten, wo es vor allem in den Sommermonaten recht heiss werden kann. Ein zweites Drittel im Schatten (sombra), das sind die teuren Plätze, weil dort im ruedo auch die meisten Aktivitäten stattfinden und im callejón sich die toreros aufhalten. Das letzte Drittel liegt zu Beginn in der Sonne, dann aber im Schatten (sol y sombra), welches meistens preislich eine gute Alternative bildet. 

- Manchmal kann man die plaza de toros schon vorher sich betrachten

Einige plaza de toros erlauben den Besuchern schon vorher einen Blick in die plaza zu werfen. Meistens diejenigen, die über ein museo taurino verfügen, wie zum Beispiel Málaga oder Ronda.  Aber Achtung, einige Museen sind nur vormittags geöffnet. Auf jeden Fall sollte man davon Gebrauch machen um sich schon ein wenig zu orientieren.
Dieser Anblick erschliesst sich dem Besucher in der Malagueta, wenn es keine toros gibt.
- Fortsetzung folgt

© Philip de Málaga

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Die Serie für Neueinsteiger bei SfA: