von Colin Ernst
In Villacarrillo feiert die Zucht von Victorino einen krönenden Abschluss
_________________________________________________________________
Eine spannende corrida lieferten die Victorinos zum Abschluss der Saison. Die toreros präsentierten sich in Villacarrillo (Murcia) auf bestem Level, was ihr toreo angeht. Rafaelillo stellte sich als erster, einem nicht unbedingt mitarbeitenden Victorino, es brauchte eine Zeit, bis der torero ihn zu nehmen wußte. Eine solide Arbeit über beide Seiten des Stieres, Medidor bescherte ihm am Ende eine Trophäe. Curro Díaz offenbarte sein ganzes Können, regelrecht kunstvoll, wusste er den zweiten toro der corrida zu dirigieren. Mit viel Stil führte er den toro durch alle Phasen der lidia. Papelero verlor nie den Faden, ein sehr guter Stier, tapfer, ausdauernd, beweglich, forderte er Höchstleistung von seinem torero. Zum Bedauern aller, war es der Abschluss, der schlecht ausgeführt, die dos orejas verhinderte, welche diese Vorstellung wert war. Das Publikum verlangte sogar den indulto für Medidor, was aber vom Züchter abgelehnt wurde, da er ihn nicht für die Zucht verwenden wollte. Am Ende ovación für den toro.
El Cid, gestärkt durch den Triumph, vom Vortag, wo er einen toro der ganadería Benjemea indultierte, machte mit dem dritten Victorino eine sehr gute Figur, besonders seine faena mit der linken Hand, war faszinierend. Sein Partner, Misería, war ein sehr gutes Exemplar dieser ganadería welches durch seine stete Mitarbeit bestimmt auch für zwei Trophäen gut war. Leider verhinderte der schlechte Gebrauch der espada dieses. Die aficionados reagierten mit einer ovación für den Victorino.
Wieder war die Reihe an Rafaelillo, der sich, nun besser eingespielt auf diese, nicht einfachen Stiere, noch besser präsentierte. Pobrecito war ein toro der reagiert wie eine Wespe, schnell und nicht immer vorhersehbar. Diesmal war der torero mehr als „auf dem Posten“, lieferte eine ziemlich komplette faena, das Tempo des Victorinos adoptierend. Ein oreja war der Schlüssel zur puerta grande. Auch dieser Stier wurde mit ovación belohnt.
Curro Diaz wollte anscheinend nicht zurück stecken und offenbarte sein großes Herz, was für die Kunst der tauromaquia schlägt. Ein bewegendes toreo ließ das Publikum auf den tendidos den Atem anhalten. Großartige faena mit beiden Händen, den Stier gewaltlos, aber riskant, immer wieder herausfordernd. Einen Victorino zu „zähmen“ ist kein Kinderspiel. Seine Darstellung wäre, wenn da nicht der schlechte Abschluss gewesen wäre, dos orejas y rabo wert gewesen. Pastelero, ovación des Publikums.
Der último de la tarde, animierte El Cid, noch einmal sein Bestes zu geben. Der Sevillaner, der wie kaum ein anderer weiß, wie man mit den toros mit dem gekrönten A der Albacerradas um zu gehen hat, torerierte mit Stil und Herz. Holte aus diesem nicht so animierten Victorino das Letzte heraus. Die aficionados erkannten seine besonders gut ausgearbeitete faena und belohnten seine Arbeit mit Bombillero mit zwei Trophäen, was ihm die puerta grande, an der Seite von Rafaelillo bescherte. Der eigentliche Gewinner aber, Curro Díaz, wird so manchem aficionado im Gedächtnis bleiben. Seine faena hat gezeigt das toros de verdad, eine faena de arte, nicht unbedingt ausschließen.
Puerta grande für die maestros (Foto: mundotoro) |
Vier orejas das Gesamtresultat, welches laut Victorino locker in zehn orejas umgewandelt werden könnte, hätten die toreros nicht ihre Probleme mit dem Abschluss gehabt. Insgesamt kann die Familie der ganadería Victorino Martín, auf eine sehr gute Saison zurückblicken. Triumphe in den ersten plazas, zahlreiche puertas grandes und orejas für die toreros die sich den Victorinos entgegen stellten. El Cid, Ivan Fandiño, Escribano und andere triumphierten mit diesen „speziellen“ toros, die einem matador nichts schenken. Toros de verdad, stets wachsam, angriffslustig und oft gefährlich und schnell lernend,die eine corrida nie langweilig werden lassen, so manchen torero entlarven und die Besten triumphieren lassen. Ich danke diesen toros bravos und dem ganadero für eine Saison voller Emotion, Spannung, des Lernens, des Erlebens. Ich stand einem dieser toros gegenüber, nur ein paar Meter trennten uns, beim Öffnen eines Gatters des riesigen corral, nichts war zwischen uns… ich habe ihm in die Augen gesehen und er in die meinen – ein momento de verdad.