Wenn unprofessionelle Hobby-toreros am Werke sind
hat das nichts mehr mit dem klassischen Stierkampf zu tun
hat das nichts mehr mit dem klassischen Stierkampf zu tun
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von Philip de Málaga
In Katalonien gäbe es keine Stiere mehr, so denkt man im Ausland. Stimmt das? Wer einen Blick auf die taurinische Landkarte wirft wird eines besseren belehrt. Zwar haben die Herrschaften in Barcelona die klassischen corridas, also die corrida de toros, novilladas und rejoneos verboten, und davon gab es 2012 nicht mal zehn Veranstaltungen, haben aber auf der anderen Seite keine zwei Wochen später alle anderen weit über vierhundertfünfzig Stierfeste zugelassen. Wer sich nicht auskennt denkt, ja, bei den corridas werden die toros gequält und getötet, aber bei den dörflichen Stierfesten werden die toros weder gefoltert und auch nicht getötet, sie werden friedlich durch die Strassen getrieben. Ist das wirklich so?
Bei klassischen corrida treten professionelle toreros an. Personen die ihr Handwerk gelernt haben. Gerade jetzt in der Gegenwart sind zahlreiche escuelas taurinas dabei, das Wissen der toros an ihre vielen alumnos weiterzugeben.
Bei den Stierfesten mit dörflichem Charakter ist es in erster Linie die unprofessionelle Bevölkerung, die sich mit der toros üben darf, beziehungsweise versucht ihren Mut darzustellen. Dabei gehen sie auffällig brutal zur Sache. Die toros sind der schmerzhaften Willkürlichkeit der Bevölkerung meistens ausgeliefert.
Kommen wir zurück nach Katalonien. Tarragona liegt im Süden dieser nordöstlich gelegenen spanischen Region. Also eine Stadt in einer spanischen Zone, wo es angeblich verboten ist Stiere zu quälen oder zu töten. Doch gerade dieser Ort mit immerhin knapp 140.000 Einwohner ist bekannt für seine Feuerstiere, den so genannten toros embolados. Dabei werden den Stieren zu nächtlichen Zeit Feuerkugeln an den Hörnern befestigt. Von Panik erfasst rennen sie über den Platz und manchmal durch die Strassen. Das Feuer brennt in den Augen, auch in den Ohren spüren sie es und das Schlimmste dabei, der toro kann davor noch nicht einmal weglaufen. Nicht selten dauert dieses eine Ewigkeit. Ja meine Damen und Herren, Sie haben richtig gelesen, in Katalonien sind solche festejos populares erlaubt!
Aber nicht nur in Katalonien finden sich solche Stierfeste statt. Bekannt sind auch Coria (Cáceres) oder Fuentelencina (Guadalajara) oder ganz aktuell der Toro de la Vega in Kastillien-Leon, worüber SfA-Mitarbeiterin Colin Ernst heute morgen berichtet hat. Viele Orte gibt es, wo diese festejos populares an willkürlicher Schmerzzufügung kaum zu übertreffen sind. Viele Kenner der tauromaquia und aficionados lehnen solche Stierfeste grundlegend ab.
Was sagt eigentlich der Gesetzgeber dazu?
Wer einen Blick in das reglamento taurino wirft, wird schnell erkennen, eigentlich nicht viel. Lediglich in Artikel 91 werden an 6 Punkten gesetzliche Vorgaben vorgeschrieben. Aber nicht ein Punkt stellt dar, wie man mit den toros umzugehen hat. Da ist die Rede von einer Gewährleistung eines ambulanten Service für verletzte Personen, die Tiere müssen sich in einem gesunden Zustand befinden und dementsprechend einen Tag von einem veterinario untersucht und freigegeben werden. Der einzige Punkt für die toros ist der, dass der Gesetzgeber die Anwesenheit eines diestros, eines so genannten director de lidia mit mindestens drei Helfern vorschreibt. Bei encierros, also den Stiertreiben, werden gar zehn Helfer verlangt. Die Hauptaufgaben des director de lidia bestehen in erster Linie daraus, dass der oder die toros den dafür bestimmten Raum nicht verlassen können, gegebenenfalls den Teilnehmern zu helfen und darauf zu achten dass die toros adäquat behandelt werden. Was man unter adäquat auch immer verstehen mag, der Interpretationsfreiheit sind hier keine Grenzen oder Schranken gesetzt. Wer an solchen festejos populares schon einmal teilgenommen hat, weiss sehr wohl, wie wenig diese toreros ins Geschehen eingreifen. Nicht selten sind es noch nicht einmal professionelle matadores de toros. Einfach nur eine traurige Realität.
Und was sagen taurinos und aficionados dazu?
Nicht viel. Viele von ihnen können sich dafür nicht begeistern. Aber sie kritisieren es nicht so in der Öffentlichkeit. Verständlich, denn schliesslich sind sie ja selbst Anhänger von Veranstaltungen wo toros getötet werden. Aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass es hier gesetzlich kontrolliert ist und professionelle toreros am Werk sind.
Interessant auch zu beobachten, dass sich die Stierkampf bezogenen Medien, wie mundotoro, Burladero, Aplausos oder auch SfA sich mit den Berichterstattungen über solche festejos populares weitgehend zurückhalten. Das liegt wohl auch daran, dass man sich mit dieser Art von Stierfesten weder identifizieren noch anfreunden kann oder will.
Bei klassischen corrida treten professionelle toreros an. Personen die ihr Handwerk gelernt haben. Gerade jetzt in der Gegenwart sind zahlreiche escuelas taurinas dabei, das Wissen der toros an ihre vielen alumnos weiterzugeben.
Escuela taurina mit zahlreichen Schüler in Málaga |
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"Stierfeste
bei denen die toros
der schmerzhaften Willkürlichkeit
der Bevölkerung ausgesetzt sind,
sind in jedem Fall zu verurteilen!"
Philip de Málaga
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Ein Foto aus Katalonien. |
Aber nicht nur in Katalonien finden sich solche Stierfeste statt. Bekannt sind auch Coria (Cáceres) oder Fuentelencina (Guadalajara) oder ganz aktuell der Toro de la Vega in Kastillien-Leon, worüber SfA-Mitarbeiterin Colin Ernst heute morgen berichtet hat. Viele Orte gibt es, wo diese festejos populares an willkürlicher Schmerzzufügung kaum zu übertreffen sind. Viele Kenner der tauromaquia und aficionados lehnen solche Stierfeste grundlegend ab.
Toro de la Vega im kastilischen Tordesillas (Foto: tauromaquia.de) |
Wer einen Blick in das reglamento taurino wirft, wird schnell erkennen, eigentlich nicht viel. Lediglich in Artikel 91 werden an 6 Punkten gesetzliche Vorgaben vorgeschrieben. Aber nicht ein Punkt stellt dar, wie man mit den toros umzugehen hat. Da ist die Rede von einer Gewährleistung eines ambulanten Service für verletzte Personen, die Tiere müssen sich in einem gesunden Zustand befinden und dementsprechend einen Tag von einem veterinario untersucht und freigegeben werden. Der einzige Punkt für die toros ist der, dass der Gesetzgeber die Anwesenheit eines diestros, eines so genannten director de lidia mit mindestens drei Helfern vorschreibt. Bei encierros, also den Stiertreiben, werden gar zehn Helfer verlangt. Die Hauptaufgaben des director de lidia bestehen in erster Linie daraus, dass der oder die toros den dafür bestimmten Raum nicht verlassen können, gegebenenfalls den Teilnehmern zu helfen und darauf zu achten dass die toros adäquat behandelt werden. Was man unter adäquat auch immer verstehen mag, der Interpretationsfreiheit sind hier keine Grenzen oder Schranken gesetzt. Wer an solchen festejos populares schon einmal teilgenommen hat, weiss sehr wohl, wie wenig diese toreros ins Geschehen eingreifen. Nicht selten sind es noch nicht einmal professionelle matadores de toros. Einfach nur eine traurige Realität.
Und was sagen taurinos und aficionados dazu?
Nicht viel. Viele von ihnen können sich dafür nicht begeistern. Aber sie kritisieren es nicht so in der Öffentlichkeit. Verständlich, denn schliesslich sind sie ja selbst Anhänger von Veranstaltungen wo toros getötet werden. Aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass es hier gesetzlich kontrolliert ist und professionelle toreros am Werk sind.
Interessant auch zu beobachten, dass sich die Stierkampf bezogenen Medien, wie mundotoro, Burladero, Aplausos oder auch SfA sich mit den Berichterstattungen über solche festejos populares weitgehend zurückhalten. Das liegt wohl auch daran, dass man sich mit dieser Art von Stierfesten weder identifizieren noch anfreunden kann oder will.