Dienstag, 22. Oktober 2013

Lilleto, ein Stier, ein Leben und ein Wunder




von Colin Ernst



Die Begnadigung des toros Lilleto der ganadería Domingo Hernandez (Garcigrande) hat eine kuriose Geschichte hinter sich
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Das er noch lebt, grenzt an ein Wunder. Seine Mutter starb bei der Geburt. Auf freier Wildbahn, ein Todesurteil. Die Frau des mayorals, nahm sich seiner an und gab ihm die Flasche und zog ihn von Hand auf. Nach meinem Verständnis, kein Tier, welches einmal in einer plaza landet, denn diese toros haben ja bekannter weise keinen menschlichen Kontakt zu haben. Nun habe ich schon selbst Rinder mit der Flasche groß gezogen. Einige sind über Jahre zahm geblieben, andere haben wir bewusst mit dem Saugeimer gefüttert, bzw. getränkt. Und natürlich auch nicht gestreichelt. Wenn sie dann soweit waren, das sie selbstständig fressen konnten, kamen sie in die Herden zurück. Die zahm gehaltenen rannten mir nach, wie ein Kind der Mutter und hatten es schwer, sich in die Herde zu integrieren. Die weniger verhätschelten hatten zwar auch Startschwierigkeiten, aber das war nach zwei bis drei Tagen vorbei. Sie waren dann bald genauso scheu, wie ihre frei aufgewachsenen Kameraden. 

Ein toro auf dem Weg in seine zweite Freiheit (Foto: mundotoro)
Lilleto“ hatte nun das Glück gleich mehrfach gepachtet. Erst rettet ihn die Frau des ganaderos und dann rettet er sich quasi selbst mit seiner beispielhaften Art, sich so torerieren zu lassen, das der torero, Juan de Alamo, das Publikum, der Präsident und der Züchter selbst, ihn gewissermaßen zum zweiten Mal das Leben schenken.