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Ein Klassiker in der Literatur taurino |
Treffen in Deutschland mit
aficionados. Meinen alljährlichen Besuch in Deutschland dieses Mal mit
aficionados alemanes, mit einem Abend in stimmiger Runde verbinden. Natürlich drehte sich alles um
toros und
toreros. Jeder meiner
aficionado-Freunde hatte in den vergangenen Monaten andere Eindrücke gesammelt, Fragen angehäuft und Erkenntnisse gewonnen. Man muss voraus schicken, das diese Freunde der
mundo de los toros keine Internetfreaks sind, wenig Spanisch sprechen und kaum Gelegenheit haben
corridas zu sehen. Um so dankbarer sind sie, in dieser Seite von „
Stierkampf für Alle“, kurz
SfA (von
Philip de Málaga) oder auf meiner Seite
Toros y Toreros, Beiträge, Reportagen und Hinweise in deutscher Sprache zu finden.
Viele Interessen gingen ins Detail, wie zum Beispiel die Frage, wo der Unterschied einer
estocada volapie und einer
estocada recibiendo liegt. Ich habe mich bemüht, mittels Handtuch und Spazierstock, das Ganze anschaulich vor zu führen. Auch der Unterschied zwischen einer
veronica und einer
media veronica oder
chicuelinas wurde gefordert. Ich werde wohl nicht umhin kommen, mich in einer
escuela taurina einzuschreiben. Aber wir alle haben eines gemein, nämlich das wir durch das Buch über
El Cordobés „
Oder Du wirst Trauer tragen…“ von
Larry Collins und
Dominique Lapierre, aus dem Jahr 1967, zum Stierkampf gekommen sind.
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Joselito in jungen Jahren |
Um so interessanter war es, zusammen eine
corrida auf DVD anzusehen, wo auch „Unser Held“ einer der Protagonisten war. Eine Benefizveranstaltung in
Las Ventas am 5. April 1986, mit den
matadores de toros Antoñete,
Palomo Linares,
El Cordobés, und
Joselito als
novillero. Einige waren überrascht über die Kapazität, die
Antoñete an den Tag legte, andere kommentierten das Geschehen im
callejón und den
burlarderos, jeder hatte von dieser
corrida gehört oder gelesen, aber keiner hatte sie gesehen. Dank dieser DVD entlarvten wir auch den jungen
espontáneo – kein geringerer als
Manuel Diaz „
El Cordobés“, war beim Auftritt von
Manuel Benitez „
El Cordobés“ ins
ruedo gesprungen. Was auch immer der Junge sich dabei gedacht hat, welche Versprechungen ihm für diesen heroischen Akt gemacht wurden, sein Ziel,
torero zu werden, hat er dadurch nicht erreicht. In seinem Buch (
De frente y por derecho) berichtet
Manuel Díaz darüber, man hatte ihm zehn
novilladas und eine Million Peseten für diesen Sprung in die
plaza versprochen.
El Cordobés soll sehr verärgert gewesen sein und sein nicht legitimer Sohn, wurde von der
Guardia Civil abgeführt. Es war mehr als interessant, die verschiedenen Stiere zu sehen, die, wenn auch handverlesen, nicht alle glänzen konnten.
Antoñete Chenel konnte sich den
sobrero, den überzähligen
toro sichern, zum Unmut von
El Cordobés und erntete vor seinem Publikum von
Madrid zwei Trophäen.
El Cordobés, betrat die
plaza und die Menschen hielt es kaum auf den Sitzbänken, die ersten
Olé-Rufe erntete er mit der
capa, leider erlaubte der
toro keine Sternstunde, aber man merkte, daß das Publikum ihn immer noch liebt. Der Veteran in der Runde,
Antoñete, brillierte mit seinem
sobrero, aber die Überraschung war der damals noch als
novillero auftretende siebzehnjährige
Joselito. Für uns Zuschauer der Vergangenheit, ganz klar zu erkennen, dass dieser junge Mann etwas Besonderes war. An diesem
tarde hat er all die alten Meister „in den Sack gesteckt“, wie man in Deutschland sagen würde. Sein Stier war von den
maestros abgelehnt worden, aber dieser
Joselito verstand sich umso besser mit ihm. Seine Arbeit mit der
capa ließ sich durchaus mit der
Morantes vergleichen, sicher und elegant. Mit der
muleta übertrumpfte er an diesem Tag alle anwesenden
figuras.
Faenas largas,
redondos,
temple und fesselnd für das Publikum, in der
plaza sowie vor dem Fernseher.
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Cayetano Rivera Ordoñez |
Eine andere
corrida, die wir uns ansahen, wie man sieht, wir machten Überstunden, war die
confirmación von
Cayetano Rivera Ordoñez.
Las Ventas rappel voll. Alles was Rang und Namen hatte, war anwesend,
apoderados,
empresarios,
ganaderos,
toreros, alle wollten den zweiten Sohn von
Paquirri sehen. Die
toros hatten nicht so viel Klasse, aber seine
estocadas. Sein
padrino, kein anderer als
Morante de la Puebla. Dieser war nicht wirklich glücklich mit seinem Part. Als
testigo, also als Zeuge, war
José María Manzanares, und letztendlich auch der Gewinner der Partie. Drei „
pavo reales“, Pfauen, jeder wollte triumphieren. Eine sehr interessante
corrida. Es hat Spaß gemacht, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
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Enrique Ponce |
Jeder von uns hatte seinen persönlichen Favoriten, jeder hat seinen persönlichen
escalafón, seine eigenen Rangliste der
matadores de toros. Interessanterweise kam man überein, das
Enrique Ponce weiterhin das Mass der
tauromaquia ist. Das
Morante de la Puebla die Mengen verzaubern kann, aber wenige sind bereit, das Risiko einzugehen, eine teure
corrida zu besuchen, nur um eine
media veronica von ihm zu sehen. Für eine gute
faena würden alle das letzte Hemd geben.
Als Aufsteiger wurden
Miguel Angel Perera,
Antonio Ferrera und
Manuel Escribano ausgemacht. Für Überraschung sorgte das auffallende Interesse für
Caro Gil und
Paulita. Bei den
novilleros standen
José Garrido und
Román vorne. Für Unverständnis sorgten verschiedene Entscheidungen der
presidentes, die in gewissen Fällen dem Wunsch des Publikums nicht nachkamen. Auch sprachen wir über
ganaderías, wo immer noch ein Defizit an Information über diese herrscht. Aber das Interesse wächst, denn man hat verstanden, das die
toros eben dazu gehören. Auch möchte man mehr über die alten
figuras wissen, um Unterschiede auszumachen. Fazit einer Runde mit deutschen
aficionados, es gibt viel zu tun, für
SfA und
Toros y Toreros, denn in deutscher Sprache existieren fast keine Informationen.