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Übersetzung von Dr. Andreas Krumbein
Die letzte Generation von subalternos, die gut mit dem capote kämpfen konnte, war die von Chaves Flores
und Tito de San Bernardo, und es ist über 25 Jahre her, dass sie aufhörten
aufzutreten. Seit dieser Zeit ist eine absurde brega zur Norm geworden, eine
die den Stier dem matador nicht zur Schau stellt und die voller Mängel ist.
Diese brega, die sich durchgesetzt hat und die damit verbunden ist, dass man
ständig rückwärts geht, so dass der Stier niemals passiert wird, ein toreo, der
immer bei mittlerer Höhe und ohne die Hände zu senken ausgeführt wird, und
ständige Bewegung ohne mit dem Stier zu einem Halt zu kommen sind sowohl
schlecht als auch kontraproduktiv. Mit dieser Art der brega wird das Ziel, dem matador und den Zuschauern die Qualitäten des Stiers zur Schau zu stellen, nicht
erreicht; so geschieht es, dass alle Stiere gleich erscheinen. Da der Stier
sich dauernd in Bewegung befindet, aber nie am Tuch vorbeiläuft, kann man die
Länge seines Angriffs nicht bemessen. Da die Hände nie gesenkt werden, ist es
unmöglich die Fähigkeit des Stiers zum Senken seines Kopfes zu sehen. Natürlich
wirkt sich all dies gegen den toreo aus, denn der Stier gewöhnt sich daran
seinen Angriff abzukürzen und seinen Kopf hochzuhalten. Wie ich zuvor sagte,
kann ich nicht verstehen, warum die Stiere von heute nicht lernen, wo ihnen
doch sogar Aramäisch beigebracht wird.
Diese brega, bei der man
rückwärts geht, die Hände hoch haltend, könnte mit schwachen Stieren gerechtfertigt werden, mit Tieren um die man sich kümmern muss, doch es ist
völlig unangemessen mit kraftvollen Stieren oder Tieren, die Schwierigkeiten
machen. Dennoch wird heutzutage allen Typen von Stieren dieselbe Medizin
verschrieben.
Aber es gibt eine andere brega,
eine die auf genau den gegenteiligen Voraussetzungen zu derjenigen, die heute
praktiziert wird, beruht. Man geht nicht rückwärts, man sollte vielmehr
vorwärts gehen, wobei man den Stier lehrt sich zu bewegen, anstatt ihn zu
verschleißen. Wenn der toro denjenigen Punkt erreicht, an dem er in den Bereich
des bregador gelangt, sollte der Mann stillstehen, die Hand so weit wie möglich
senken und dem capotazo so viel Länge geben wie es ihm möglich ist. Auf diese
Weise zeigt er dem Matador die Länge des Angriffs des Stiers und dessen
Fähigkeit den Kopf zu senken. Mit einem Paar gut ausgeführter Capa-Pases an
jedem Horn ist der toro erschlossen. Es ist sehr wichtig die Hand zu senken, so
dass man den Stier daran gewöhnt seinen Kopf herunterzunehmen und dem Tuch bis
zum Ende zu folgen. Und der Stier sollte nicht fallen, denn wenn der peón ein
Gefühl für temple hat und die capa nicht mit plötzlichem Rucken bewegt, wird
sogar ein toro mit geringer Kraft auf seinen Füßen bleiben.
Sicherlich ist es wichtig die capotazo zu beschränken und die geringst mögliche Anzahl auszuführen; ein guter peón wird nur einen oder zwei Pases mit der capa benötigen, um den Stier dorthin zu bekommen, wo er ihn haben will. Aber wenn ein peón sich
entscheidet einen capa-pase auszuführen, sollte er niedrig sein und er sollte
ihn ganz durchziehen, so dass der matador die Qualitäten des Stiers sehen kann
und der Stier sich daran gewöhnt gut anzugreifen. Ein einziger gut gegebener capotazo ist viel besser als 40 Halb-capotazo, mit den Händen oben und diesen
kleinen Rückwärtsfahrten: Obwohl man das letztere heutzutage häufig sieht,
bewirkt es lediglich, dass der toro lernt Abstände zu bemessen - weite
Abstände, wenn niemand mit dem Tier das tun will, was man 'torear' nennt. Wenn
man den Stier in einem bestimmten Terrain dulden muss, sollte er sich selbst
platzieren, dort wo er auf den peón fixiert ist; man sollte sich nicht auf ihn
zu bewegen und, wenn er selbst vorwärts kommt, einen vollen capotazo ausführen,
anstatt einen hochgezogenen Halb-capotazo, bei dem man rückwärts läuft. Das
Ziel sollte immer sein, den Stier dazu zu bringen, seinen Kopf zu senken, und
ihn vorwärts zu führen - aber alles, was heutzutage gelehrt wird, ist den Kopf
hoch zu tragen und seinen Angriff abzukürzen.
Domingo Ortega |
Wäre die heutige Art des
Stierkampfes zu Domingo Ortegas Zeit gezeigt worden, hätte er seine gesamte cuadrilla 'rausgeschmissen. Es ist nun einmal so, dass stillzustehen und die
Hand zu senken, Gefahr mit sich bringt; den toro jedoch nie zu passieren, lässt
den furchtsamen Subalterno ruhig bleiben. Die Apostel der neuen Brega sind
nicht berühmt für ihre Tapferkeit.
Wenn mir Leute erzählen, dass
ein bestimmter subalterno es gut gemacht habe, sage ich immer dasselbe: "Lasst uns sehen, ob er, wenn im zweiten tercio ein Stier zum Stehen
kommt, in der Lage ist, ihm nahe zu kommen und ihm seine capa vor die Schnauze
zu halten." Sehr wenige sind dazu fähig - fast alle bleiben einen Meter
entfernt und stampfen mit dem Fuß auf, was wirklich nur mit sehr wenig
Tapferkeit verbunden ist.
Und dann muss man den Stier im
tercio auch noch dazu bringen stillzustehen. Warum? Warum setzen sie die banderillas
nicht dort, wo der Stier zum Stehen kommt, und warum sparen sie auf diese Weise
nicht die Ausführung von capotazos und beschleunigen den Kampf? Der Grund ist,
dass diejenigen, die die Stöcke in den Händen halten, fast nie Vertrauen in
ihre Fähigkeiten als banderilleros haben.
Joselito "El Gallo" |
Um capotazos zu vermeiden und
das zweite tercio zu einer herrlichen, aber kurzen Zeit zu machen, wobei man
sicherstellt, dass der Stier so wenig wie möglich lernt, ist es eine logische
Folgerung, dass man die banderillas in jedem Bereich zu setzen hat. Überall
dort, wo der Stier halt macht, sollte der banderillero darauf vorbereitet sein
seiner Aufgabe nachzukommen. Dies würde eine Menge Arbeit mit der capa sparen, denn es
ist nicht nötig den Stier zum tercio zu bringen; der Mann, der die brega ausführt, würde seine Beteiligung darauf beschränken, dem banderillero in Gefahrenmomenten zu Hilfe zu sein, wobei er den Stier vom Mann wegführt. Nicht
nur die Arbeit mit der capa wird missbraucht, wenn die subalternos die banderillas setzen, sondern auch wenn matadores es tun - es gibt immer einen peón, der den
Stier hierhin oder dorthin schiebt. In diesem Fall ist es für den Stier nicht
nötig sich immer im tercio zu befinden, denn der matador sollte
fähig sein auch in anderen Bereichen die banderillas zu setzen. Ungeachtet
dessen verlassen sich dennoch die heutigen Matadores, die die banderillas setzen, zu sehr auf den subalternos, der den toro dorthin bringt, wo er ihn haben will. Dies ergibt kein gutes Bild der Fähigkeiten des matadores als banderillero, denn, wie schon Corrochano sagte, als er Joselito el Gallo
rühmte, ist der beste banderillero derjenige, der den peón am wenigsten braucht
- jemand, der in der Lage ist, mit dem Stier in allen Bereichen der plaza mit
dem Stier zusammenzutreffen. Der letzte matador, der fähig ist ohne Hilfe der capa auch nur eines einzigen peón die banderillas zu setzen, ist Luis Francisco Esplá.
Die Schlussfolgerung, zu der man
nach all dem gelangt, ist, dass es im zweiten tercio einen starken Missbrauch
der Arbeit mit der capa gibt. Jeder akzeptiert heutzutage, dass der Stier, der die banderillas von den subalternos erhält, im tercio zum Stehen
gebracht werden sollte, sogar obwohl dies der lidia in keiner Weise hilft und
es nur getan wird, weil der banderillero sich in diesem Bereich am sichersten
fühlt. Sei's drum. Aber lasst uns wenigstens versuchen, das zweite tercio mit
so wenig capotazos wie möglich hinter uns zu bringen, und wenn sie ausgeführt
werden, lasst es gute pases sein.