Freitag, 29. Mai 2015

Politik und Stierkampf

In Spanien wurde regional gewählt
Welchen Einfluss hat diese Wahl auf die Tauromachie?
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von Philip de Málaga


Letzten Sonntag gab es in Spanien Regionalwahlen. Dabei hat die Partido Popular, welche die tauromaquia mehrheitlich fördert und unterstützt, bis zu zehn Prozentpunkte verloren. Was aber nicht bedeutet, dass gleich alle Sozialisten gegen die toros propagieren. Immerhin an die 40 Prozent der PSOE-Mitglieder, der Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens, tendieren eher für die Erhaltung des Kulturerbes der tauromaquia. Gewinner sind kleinere Parteien, wie PACMA oder Ahora Madrid, politische Gruppierungen, die auch den Tierschutz als fundamentalen Punkt in ihrem politischen Programm führen. Wohlgemerkt, das Augenmerk auf den Allgemeinen Tierschutz gerichtet. 

Zwar erkennen ausländische Organisationen darin verstärkte Aktivitäten gegen die mundo de los toros, jedoch sollte man den Buchstaben "T" von Tierschutz nicht gleich dem "T" der Tauromachie gleichsetzen. Auch wenn man bei europa press nachlesen kann, dass sich die Partei Ahora Madrid für eine Eliminierung der Subventionen für actividades taurinas einsetzt.


Man achte dabei auf die spanische Hauptstadt. Denn die grösste plaza de toros von Europa, Las Ventas, die gerade in den letzten Tagen häufiger ein No hay billetes zu sehen bekam (also mit 24.000 Zuschauern ausverkauft!), hat solche Subventionen erst gar nicht nötig, obwohl sie ihr als Teil der spanischen Kultur offiziell zustehen.

Und überhaupt, da hier auf lokaler Ebene gewählt worden ist, geht es vor allem um die Gelder der diputaciones, der lokalen Kreistage, welche natürlich darum bemüht sind lokale Traditionen und Kultur zu fördern. Mehr noch, sie sind dazu verpflichtet die tauromaquia als spanisches immaterielles Kulturerbe zu schützen.

Eine Tatsache sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren. Warum stehen bei gewissen Tierschützern, die sich nicht selten für Politik eher weniger interessieren, die abolición de los toros an erster Stelle? Die Antwort ist einfach. Denn hier geschieht das Töten öffentlich. Im allgemeinen Schlachthaus, auf den Bauernhöfen eher im Geheimen. Wie hat es Lorenz Rollhäuser einmal festgehalten? "Der Stier wird aus kulturellen Motiven gehalten, um auf bestimmte Weise getötet zu werden, dass heisst er wird nicht getötet um verzehrt zu werden, sondern er wird getötet und verzehrt. Das macht den Stierkampf angreifbar"(1). Es ist ist also nicht die Tötung der toros die erregt, sondern das Töten vor einem Publikum.

Hinzu kommen zwei weitere wichtige Faktoren. Mehr als 15 bis 16 Millionen Spanier bekennen sich zu den toros. Das sind mehr als ein Drittel. Ein kräftiges Wählerpotential, welches keine Partei unterschätzen sollte oder sich erlauben kann. Der zweite Grund reflektiert sich in der Prioritätenliste der Tierschützer selbst. Denn auf lokaler, nationaler, europäischer ja sogar weltweiten Ebene rangiert ein Verbot der mundo de los toros mit an letzter Stelle. Das ist einfach eine Tatsache! Man sehe nur zurück in das Jahr 2007, wo beim Europäischen Parlament, schon bei der Einreichung einer Schriftlichen Erklärung nur 51 Prozent der verantwortlichen für den Agrar- und Tierbereich für ein europaweites Verbot von festejos taurinos nicht zustimmten.

Fazit: Weltweit gesehen gibt es mit Sicherheit weit mehr aficionados als antitaurinos. Und den Rest interessiert es nicht. Daran hat sich nichts geändert. Und in Spanien ist seit dem letzten Jahr wieder ein Aufwärtstrend zu beobachten. SfA hat darüber berichtet (2). Die plazas beginnen sich wieder zu füllen und das Interesse an taurinischen Aktivitäten wie museos taurinos und anderen Präsentationen werden begehrter.

Sieht so eine plaza de toros aus, wo sich niemand für die toros interessiert?
Madrid, Las Ventas, am letzten Mittwoch (Foto: mundotoro)
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Quellennachweise:

(1) Toros, Toreros, Lorenz Rollhäuser, Kapitel: Tierschützer, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbeck bei Hamburg, 1990
(2) Mit der Tauromachie geht es wieder aufwärts, SfA-TAURONEWS vom 14. Mai 2015