Mittwoch, 12. August 2015

Eine tragische Dimension

Über die Gegenwart des Lebens und des Todes
Wenn das Schauspiel zur Realität wird
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von Philip de Málaga



Keine Frage, die corridas de toros sind eine fiesta für sich. Eben eine fiesta brava. Die arte de torear ist etwas Originelles, etwas Besonderes, eine einzigartige Form der Kunst. Und zwar versteht sich das toreo als eine Kunst, welche eine Dimension betritt wie keine andere: Sie begegnet der Realität. Der Zuschauer in den tendidos wird mit der Wahrheit konfrontiert wie bei keinem anderen Schauspiel. Im Theater wird geschauspielert, keine äusseren oder unbekannten Einflüsse, nichts dem Zufall überlassen, es sei denn die Bühnendekoration fällt auseinander oder der Schauspieler vergisst im schlimmsten Fall seinen Text. 

In einer plaza de toros verhält es sich vollkommen anders. Da ist die Realität im ruedo gegenwärtig. Nichts wird gespielt oder vorgemacht. Da wird nicht künstlich gestorben und wieder aufgestanden, das Leben und der Tod sind stets präsent. Wie sagte dazu der amerikanische Schauspieler und Regisseur Orson Welles dazu: 
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"Der torero ist ein Schauspieler, 
dem die Dinge wirklich passieren."

Orson Welles
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Die corrida de toros ist ein tragisches Drama, in welchem das Unerwartete, die Verwundung bis hin zum Tod stets präsent sind. Und sie zeigt dem Betrachter, dem aufmerksamen Beobachter, ob aficionado oder nicht, auf ziemlich klare Weise seine Verwundbarkeit auf bis hin zur Erkenntnis des Todes. Das Bewusstsein, dass auch wir mal sterben müssen und werden.

Wer über den Tod bestimmt ist unbedeutend, letztendlich sterben beide,
der torero wie der toro!
Trotz all der berauschenden Schönheit, der Harmonie mit dem Paso Doble, dem Glanz der trajes de luces, dem wunderbaren Spiel zwischen sol und sombra, der eleganten Bewegungsabläufe der toreros, des wunderbaren Führen der capa oder der muleta, des vorbei gleitenden toros mit zeitlupengleichem temple bis hin zur gelungenen estocada, entzückt es den Zuschauer für Sekunden, gar Minuten, versetzt ihn in einen Rausch der Liebe, der Euphorie und Ekstase des gegenwärtigen Lebens, bringt aber auch die Vergänglichkeit hervor, und zeigt uns auf, dass unser Leben, von welchem wir in unserer Jugend noch träumten, nicht ewiglich ist.

Ein Gefühl übrigens, welches der toro nicht kennt. Zwar spürt er sich bedroht, weiss, dass man ihm Schmerzen zuführen kann, aber dass es mal vorbei sein soll, ist ihm unbekannt.