Über die südlichste Plaza de Toros auf der Welt
und den ersten Torero aus Afrika
und den ersten Torero aus Afrika
___________________________________________________________________
von Philip de Málaga
Ganz im Süden von Afrika am indischen Ozean findet sich die Küsten-Republik Moçambique. Mehr als 7.000 Kilometer Richtung Süden von der wahrhaftigen mundo de los toros entfernt. Und dort soll es toros geben? Warum nicht, scheint gar nicht mal so ungerechtfertigt. Immerhin ist die Amtssprache Portugiesisch (zugegeben, nur 15 Prozent der Bevölkerung beherrschen diese auch), denn immerhin war es ja auch mal eine portugiesische Kolonie. Und Portugal und die toros, das gehört doch irgendwie zusammen.
Toros gab es dort wohl schon öfters. Vor allem in den zwanziger und dreissiger Jahren. Leider gibt es kaum Material über diese festejos taurinos. Mein weiss nur, dass auch grosse spanische matadores de toros wie der maestro Marcial Lalanda dort in improvisierten cosos aufgetreten sind.
Die erste richtige plaza de toros in Mosambik wurde erst 1956 in der Hauptstadt Maputo eingeweiht.
Die plaza de toros in der Hauptstadt von Mosambik im Jahr 1956 |
Dem Photo nach zu urteilen nicht mal so klein und so an die 3.000 Zuschauer werden in den tendidos wohl Platz gefunden haben. Trotzdem ist darüber ist relativ wenig bekannt. Weder im Cossío noch bei mundotoro wird sie erwähnt. Somit ist völlig unbekannt, wie viel corridas es dort gab, welche toreros dort antraten, woher kamen die toros oder über sonstige Ereignisse. Aber es gibt sie noch. Aber keine toros. Sonntags findet im Inneren jede Woche der Markt statt und im äusseren Bereich haben sich einige Geschäfte untergebracht, wie zum Beispiel auch eine Autowerkstatt.
Die plaza de toros in Maputo heute. |
Aber Mosambik hat auch eine andere Geschichte zu erzählen. Denn von dort kam der erste afrikanische matador de toros, dem es auch in Spanien gelang, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu bekommen. Sein Name Ricardo Paulo Chibanga und wurde am 8. November 1947 in Lourenço Marques (dem heutigen Maputo) geboren.
Seinen ersten Auftritt in Europa hatte er am 9. Mai 1965 bei einer novillada in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon in der plaza de toros Campo Pequeño. Ein merkwürdiges festejo taurino, bei dem ein novillero, aus welchem Grund auch immer, vor der plaza streikte. Trofeos konnte der afrikanische novillero nicht erobern, aber es reichte für zwei vueltas al ruedo. Und so wurde man in Spanien auf ihn aufmerksam. Die konservative Tageszeitung ABC schrieb: "Ein schwarzer Triumph bei einer seltsamen novillada in Lissabon!". So bekam er 1967 seinen ersten Auftritt in Spanien, in San Sebastián. Drei Jahre später, am 15. August 1970 hatte er in der Real Maestranza de Sevilla seine alternativa, wo er als einziger matador ein oreja erhielt. Sein padrino war immerhin der bekannte maestro Antonio Bienvenida und als testigo fungierte Rafael Torres.
Viele Kollegen waren begeistert von ihm. Selbst der legendäre Curro Romero, der anfangs der schwarzen Gestalt nicht allzu viel zutraute. Er galt vor allem als ein sehr kompletter torero, der fast alle Teile der lidia ziemlich überzeugend beherrschte. So setzte er selbst auch die banderillas. Es folgten verschiedene erfolgreiche corrida de toros, auch in Las Ventas in Madrid, auch in México, Kolumbien und Frankreich.
Aber 1973 zog es ihn wieder dorthin wo alles begonnen hatte. In seine Heimat Mosambik. Sein Elternhaus war nur wenige Schritte von der plaza de toros entfernt, einer der Gründe wie sein afición begann. Denn mit nur acht Jahren verteilte er Werbezettel für die festejos taurinos. Nun stand er selbst auf dem cartel, und immer wenn er antrat füllte sich die plaza zum lleno bis No hay billetes und lockte zahlreiche aficionados aus dem benachbarten Südafrika an.
Doch diese Triumphe sollten nur noch ein Jahr dauern, denn das Augenlicht von Ricardo Paulo Chibanga begann sich extrem zu verschlechtern und er sah sich gezwungen seine Karriere als torero zu beenden. Dies tat er nicht in seinem Heimatland sondern im chinesischen Macao. Und da sage man, das Thema der toros sei nicht so international.