Mit Alejandro Talavante
Er gehört mit Sicherheit zu den grossen figuras der Gegenwart. Nun stellt sich der matador de toros Alejandro Talente den Fragen des Journalisten Zabala de la Serna:
Mit Deinem Beruf den Du ausführst, fühlst du dich als ein Mensch der Gegenwart?
Würde ich das nicht fühlen, entspräche dies einer gewissen Abnormalität. Ich habe gar keine andere Wahl als das zu leben, was ich in der Gegenwart bin.
Und warum ist es gut zu dieser Zeit zu gehören?
Es geht nicht um die Zeit, in welcher man am besten lebt. In der Tat, Menschen die im letzten Jahrhundert gelebt haben, fanden es damals auch besser, einfach weil sie Kinder des 19 Jahrhunderts sind. Aber es stimmt schon, dass meine Gefühle und Gedanken mehr im letzten Jahrhundert gewürdigt worden sind. Und ich glaube weiterhin ganz fest an sie und mit ihnen passe ich mich an das 21. Jahrhundert an.
In welchem Sozialen Netzwerk fühlt sichTalavante zuhause?
Wir haben die Sozialen Netzwerke mit viel Freude aufgenommen. Wir sind ein wenig verwirrt in ihnen auf der einen Seite zu existieren und auf der anderen Seite uns in die Köpfe der ganzen Welt zu begeben. Wenn du assimilierst, dass es eigentlich unmöglich ist, ist es doch eigentlich ein guter Ausgangspunkt, das Netzwerk, welches wir in unserem eigenen Inneren tragen zu erkennen, was uns wiederum zu einer Ruhe verhilft, oder wo andere von Glückseligkeit sprechen. Ich sehe, dass die Menschen die permanente Notwendigkeit haben alles zu überprüfen, und man hat so die Stille verschmäht, welches wiederum über einen viel wahrhaftigeren wie ausdauernden Nachhall verfügt als das Gedächtnis. So sind wie dem Narzissmus verfallen zu erzählen wie wir sind, ohne es dabei nicht einmal zu wissen.
Leben die toreros auf dem Rücken der Gesellschaft, oder lebt die Gesellschaft auf dem Rücken der toreros?
Das hängt von der Fähigkeit eines jeden ab, wie er die Menschen aushält. Da gibt es jene, die es kaum aushalten, und die anderen, welche ihren Lebensstiel auf die sozialen Beziehungen aufbauen. Ich bin genau wie jeder andere, nur mit anderen Verpflichtungen.
Aber was ist an einem 28-Jährigen von der Strasse noch in dir?
Genau dasselbe wie bei allen. Das Drama ist doch zu wissen das man nicht ewiglich ist, und ständig versucht die Kindheit im Alltag zu suchen.
Kann es daran liegen dass der Beruf eines matadores einen zwingt zu schnell zu reifen, um zu solchen Antworten zu gelangen ...
Mich haben stets ältere Menschen umgeben mit einer gewissen Natürlichkeit. Du weisst dass du ein Kind im Körper eines Mannes bist und zugleich möchtest du es auch nicht sein, um auf die unschuldigste Art und Weise zu denken.
Der ständige Kontakt mit dem Tod, stärkt ein solcher den Charakter?
Er gibt dir das Bewusstsein an Zeit, und das schwierigste daran ist es in diesen Altersgruppen einzuschätzen. Die Zeit rennt, und jeder Moment ist eine Möglichkeit in sich selbst zu wachsen.
Wenn du dich weit aus dem Fenster deines Aussichtspunktes lehnst, wie siehst du die politische Situation in Spanien seit dem 20. Dezember?
Nun, ich verfüge nicht über den Verstand um zu erklären was hier geschieht. Oder die Politik war nicht in der Lage es mir zu vermitteln. Es interessiert mich auch nicht. Ich bin ebenso wie die Menschen über die politische Klasse empört. Und wenn, wie einige es sagen, sich Spanien irrt, wenn es wählt, dann haben wir uns alle geirrt. Ehrlich gesagt, ich selbst identifiziere mich mit keiner politischen Facette.
Widert dich die Korruption die uns umgibt, nicht an?
Die Korruption hat es schon immer gegeben. Der Unterschied zu früher, jetzt weiss man es.
Wie siehst du die Massaker von Paris und Brüssel, diesen zügellosen islamischen Terrorismus?
Er ist barbarisch! Ich unterstelle es aber nicht dem religiösen Fanatismus wie der Migration der Menschen und denjenigen die in den Regierungen die Entscheidungen treffen. Da muss Europa noch eine ganze Menge ertragen.
Welche Perversion liegt darin einen Dschihadisten einen Mörder zu nennen, und als einen Mörder auch den torero zu bezeichnen?
Diejenigen die es jetzt sagen, haben ein schlechtes Konzept von ihren Eltern vererbt bekommen. Ich bin damit nicht einverstanden. Aber wenn es jemandem gefällt, mich einen Mörder zu nennen, und dabei auch noch gut schlafen kann, dann sollen es ruhig tun. Ich habe damit kein Problem.
Die Gattung Gewalt breitet sich in Spanien jedes mehr wie ein unheilbares Krebsgeschwür aus. Leidest du selbst unter der Welle dieser chauvinistischen Verbrechen?
Genetisch betrachtet, ist die Frau dem Mann überlegen. aber der Mann verfügt über Kraft welche er missbraucht. Es ist durchaus schwierig diese Ungleichheit von Geschlechtern bei den Menschen zu entsprechen. Im Grunde ist es der Mangel an Verständnis und Bildung. Der Mann der misshandelt oder gar tötet hat einen grosses Komplex mit sich selbst.
Wie siehst du das Problem der Einwanderung, wenn sich jemand mit einer Emigrantin verheiratet (zum Beispiel aus México)?
Das ist eine ganz natürlich Angelegenheit. Sich zu mischen und revolutionieren mit Rassenkreuzung ist notwendig. Für mich war es etwas wunderbares, und hat meinen Horizont erweitert.
Als du 2007 die Puerta del Príncipe in Sevilla geöffnet hattest, schlich sich die Wirtschaftskrise durch die puerta de chiqueros ein. Du hast es ja recht nah mitbekommen, hast du da wie in einer Seifenblase gelebt?
Ich konnte es einordnen. Und ich habe sie weder mit Frust noch Hass erlebt, was das Schlimmste ist, was die Krise einem zufügen kann. Denn Hass haben sie benutzt um einige Spanier zu spalten. Ich habe stets versucht wirtschaftlich gesehen das Beste daraus zu machen, alles in der Waagschale zu halten.
Dasselbe trifft wohl auch für das Sprichwort, was man ja nicht wiederholen soll, zu :"Hure und Torero, wir sehen uns im Alter wieder" ...
Ihre Generation wurde hart von der Arbeitslosigkeit erwischt. Auch ich habe mich sehr stark an dieser Grenze gesehen. Ich weiss nicht wie ich mich in einer solchen Situation, wo man die Familie nicht mehr ernähren kann, verhalten hätte. Oder gar nicht einmal ich mich selbst. Aber ich denke es ist auch die Folge einer schwachen Erziehung, welche wir in den Schulen erhalten haben.
Wenn du jetzt nicht torero geworden wärst, was wärst du jetzt?
Das könnte ich dir jetzt nicht einmal sagen. Ich habe einen Bruder, der ist Chemiker, ein anderer studiert Jura ... Meine Veranlagungen wären da nicht so brillant gewesen.
Deine Generation ist mit Videospielen und Konsolen gross geworden, aber die Zukunft kommt wohl nicht aus einer virtuellen Welt.
Ich bevorzuge das meine Kinder sich durch das Labyrinth des Lebens schlagen als vor dem Spiegelbild eines Bildschirms sitzen. Ich habe nie dem Verlieren oder Gewinnen Bedeutung gegeben. Ich bevorzuge das sie auf dem Land leben, in der Natur.
Es gibt eine neue Spezies: Die städtischen Ökologen, die animalista der Stadt.
Der Mensch, welcher sich vom Land entfernt, verliert die Interaktion zur Natur, und so wird die Unwissenheit geboren, der perfekte Nährboden um Unsinn zu reden, eigene Dinge der Ignoranz. Ich sehe Menschen sich sehr angeregt über den animalismo unterhalten aber wenig besorgt um das Wohlergehen der anderen sind.
Ich sehe dich nie über diese Dinge mit deinen Kollegen in Badajoz sprechen.
Ich kann immer über Frauen reden wenn ich copas zu mir nehme. Aber eigentlich bevorzuge ich mich mit mir selbst zu unterhalten. Und die Geschwindigkeit jenes Teils was ich nicht kontrollieren kann, bereitet mir Schüttelfrost, aber gleichzeitig gibt es mir ein Gefühl sehr lebendig zu sein.
Unter deinen grossen Freunden findet sich Sergio Ramos. Bewirkt diese nicht eine neidische Wahrnehmung, dass die Gesellschaft die Fussballer wie Götter verehrt, während sie den toreros eher eine bescheidene Projektion entgegenbringt?
Sergios Leben ist voller Stress, auf das ich nicht vorbereitet bin. Es nimmt mir die Zeit mit meinem Instinkt zu kämpfen, damit ich weiss was ich zu tun habe. Der torero ist als ein Idol für die Massen nicht geeignet, weil die jungen Leute nichts über unseren beruf wissen.
Es wäre von entscheidender Bedeutung dieses zu erklären.
Und ich mach es mit Vergnügen vor einem Glas Bier. Es müsste eigentlich für sie attraktiv sein, auch wenn ihnen das espectáculo nicht gefällt, in die Haut eines toreros zu schlüpfen, einen toro mit gewaltiger Kraft vor sich zu haben, und 24.000 Menschen die dich observieren und beurteilen. Ich verstehe nicht, warum das so nicht ist. Manchmal möchte ich mich in die Köpfe derer versetzen, die das toreo als eine bestialische und archaische Ausübung sehen. Ein Mensch, angetrieben von seinem sozialen Beharrungsvermögen sollte sich nicht die Schuhe des anderen anziehen. Wir leben in einer von Etiketten geschnürten Gesellschaft. Aber wir leben alle. Ein Mensch kann für alle stehen. Sich in seine Gedankengänge versetzen, den Gegenüber verstehen. Genauso wenig macht es viel Sinn den toreo mit capa und der espada nur durch die blosse Tatsache zu verteidigen, dass es Kultur sei.
In Spanien wird die Kultur in Allgemeinen recht schlecht behandelt und insbesondere das toreo obwohl es jene kulturelle Aktivität ist, welche dem Staat die meisten Millionen bringt.
Das Finanzamt trägt die Kultur zwischen den Augenbrauen. Ich zahle viel Steuern. Die Regierung weiss ziemlich genau Bescheid wie viel Einahmen sie durch die corridas erhält, und diese Einahmen verwendet der Staat für andere Angelegenheiten. Und ich denke, das es grossartig ist, aber was mich wütend macht ist die Tatsache, dass sie es nicht anerkennen.
Wer hat eigentlich erfunden, dass das toreo zur politisch rechten Seite gehört?
Man muss keine politischen Ideen haben, damit es dir etwas bringt. Und da kommen wir wieder zurück zu den Etiketten und den Zersplitterungen. Ich gehöre nicht zur Partei welche eine Ungleichheit unterstützt. Ich komme von der Strasse, meine Eltern waren Anarchisten...
Noch eine Frage an dich. Du bist 1987 geboren. Was denkst du über Franco?
An mich, über Francooooo? Nicht den leisesten Schimmer. War nicht meine Zeit.