Die Beleidigungen stossen weltweit auf grossen Widerstand
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von Philip de Málaga
Als der der matador de toros Víctor Barrio am Samstag den 9. Juli an einer cornada bei einer corrida de toros in Teruel verstorben ist, brach in den verschiedenen Netzwerken eine regelrechte Flut an schlimmste formulierten Diffamierungen aus, welche sich gegen den torero, seine Familie, seine Freunde und im allgemeinen gegen die mundo taurino richtete. Doch es vergingen kaum 24 Stunden, da stiessen diese Kommentare auf weltweite Kritik. Nicht nur in der mundo de los toros, auch in Politik und Presse. Selbst die antitaurinos verhielten sich am Anfang recht still, unter der Annahme, dass eine so geballte Kritik an den toros ihrem antitaurinischem Streben letztendlich helfen könnte. Doch als sich die Gesellschaft so dagegen empörte kehrten nicht wenige antitoristas dieser Vorgehensweise den Rücken zu. Auch Menschen, die eigentlich eher gegen die toros plädierten, begannen für die taurinos Partei zu ergreifen.
Man möchte meinen, dass gerade diese Diffamierungen gegen den sector taurino, wieder ein gewisses Interesse für eben die toros aktiviert habe. Irgendwie erinnert es an die katalanische abolición de los toros. Denn erst als die Katalanen begonnen haben, die klassischen corridas in der Tat zu verbieten, begann sich die spanische afición zu wehren. Nicht um einen Angriff zu verteidigen, sondern um ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und um sie zu schützen. Auch dass konnte man damals beobachten, stieg ein gewisses Interesse, weil viele es einfach nicht für richtig empfanden, ein Kulturgut mit Tradition einfach so zu verbieten.
Und erleben wir derzeit nicht etwas ähnliches? Nicht, dass es plötzlich gleich viel mehr aficionados werden, aber es wird klar, die meisten die sich für die tauromaquia einfach nicht interessieren, noch lange nicht auch dagegen sind. Oft ist es Leuten egal, dass diese tradición der toros von ihren Mitmenschen mit afición gepflegt wird, obwohl sie selbst halt kein Interesse dafür haben. Und hier reflektiert sich einer der grössten Irrtümer der antitauromaquia. Nur weil ein bestimmter Prozentsatz dafür ist, bedeutet es noch lange nicht, dass der Rest dagegen ist.
Gerade in den letzten Monaten schmücken sich die Portale der antitaurinos mit dem Umfrageergebnis von dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos Mori, wo nur noch 19 Prozent der Spanier sich für die toros interessieren. Nur noch 19 Prozent? Viele poltische Organisationen würden sich über ein solches Ergebnis freuen. Interessant, wenn man diese Zahl mit den Theater- und Opernbesucher in Deutschland vergleicht. Denn hier besuchen an die 30 Millionen Personen gelegentlich oder regelmässig (nur 2,6 Millionen) pro Jahr die Theaterhäuser. Das sind 37 Prozent. Deswegen kommt aber kaum einer auf die Idee zu behaupten, dass die restlichen 63 Prozent dagegen seien, oder sich gegen die Subventionen stellen. Nein, dem ist nicht so. Auch in Spanien nicht. Wer sich dafür nicht interessiert den kann man auch nicht gleich als antitaurino abstempeln. Viele setzen bei ihrem Zeitvertreib oft andere Prioritäten.
Aber viele Menschen werden durch solch brachiale Kampagnen, wie die gerade jüngste Welle an Diffamierungen, oft auch darauf gebracht, sich mit dem Thema, in diesem Fall die tauromaquia auseinanderzusetzen. Was nicht selten der Beginn einer neuen afición ist oder ein wiedererwecktes Interesse.
Gerade in diesen Tage macht wieder eine Umfrage auf sich aufmerksam. Im Portal von EL TITULAR bekennen sich von den über 30.000 Befragten immerhin ⅓ zur tauromaquia. Eine klare Ansage.