Wenn der Tod zur Realität wird
_______________________________________________________________
von Adrian Neville aus Nürnberg
_______________________________________________________________
von Adrian Neville aus Nürnberg
Nun ist es also passiert: seit 1985 ist erstmals wieder ein matador in einer spanischen Plaza deToros von einem Stier getötet worden!
Die Feria de Teruel ist klein aber fein und in den letzten Jahren habe ich die cartels immer wieder
mit Interesse verfolgt. Auch gestern Abend warf ich um kurz vor 19:00 Uhr einen Blick auf das Portal von aplausos.es
und sah die interessante corrida, die gleich losgehen sollte: Toros de Los Manos y Ana Romero für
Curro Díaz, Morenito de Aranda und Víctor Barrio.
Ich war zum Essen verabredet und verliess das Haus - war besonders gespannt, wie viele Zuschauer
dieses cartel anlocken würde. Keine figuras, aber sehr gute toreros.
Als ich zwei Stunden später nach Hause kam und in ́s Internet schaute, war ich wie vom Donner
gerührt:
Diese Schlagzeile war und ist für mich bis jetzt komplett surreal! Es ist tatsächlich passiert - nach
31 Jahren.
Ich erinnere mich noch, als ich als kleiner Junge mit meinen Eltern von Conil de la Frontera,
unserer Lieblingsdestination am 31.8.1985 mit dem Mietwagen einen Ausflug nach Sevilla machte.
Wir liefen durch die Calle Sierpes und mir fielen im Vorbeilaufen die Schlagzeilen in den Kiosken
auf: "Un toro mata al Yiyo"! Am Vorabend hatte der toro "Burlero" aus der Zucht von Marcos
Núnez den 21-jährigen José Cubero "El Yiyo" in der plaza von Colmenar Viejo getötet. Die ABC
vom jenem Tag habe ich noch.
1985: Die cornada mortal von El Yiyo |
Ich kannte El Yiyo aus den Aplausos, die mir mein Vater jeden Sommer im Urlaub kaufte und war
sehr betroffen. Am Abend traf sich das ganze Hotel in der Lobby, um in den Nachrichten die
Amateuraufnahmen der cornada zu sehen. Kellner, Deutsche und spanische Hotelgäste, der
Hotelchef, alle waren schockiert...
Seitdem frage ich mich vor jeder temporada zumindest kurz: wird es dieses Jahr ein tödliches
Opfer geben ... ?
Jedes Jahr gibt es schwere Verletzungen, 1992 wurden gleich zwei banderilleros getötet. Man erinnert
sich mit Grauen an Aparicios entsetzliche cornada und an die Fürchterliche von Padilla. Erst vor
wenigen Tagen wurde Manuel Escribano beinahe von einem Stier getötet. El Pana starb vor einem
Monat in Mexiko an den Folgen einer cogida.
Die cornada von Víctor Barrio am Samstag, war der von El Yiyo sehr ähnlich und absolut tödlich. Kein
Arzt der Welt kann einen retten. Víctor Barrio starb im Sand von Teruel. Man sieht es auf den
schlimmen Aufnahmen und die banderilleros, die ihn hochhoben, um ihn in die enfermería zu
bringen sagten, daß sie gleich merkten, dass er tot war. Der matador lag im Sand und der Stier
bohrte das Horn seitlich durch den Brustkorb, direkt in ́s Herz. Ähnlich, wie auch die brachiale cornada von Manolo Montoliú 1992 in Sevilla: eine absolut tödliche Verletzung.
Víctor Barrio im Sand |
Letztlich ist Víctor Barrio der erste tote matador unserer "modernen Zeit" der Smartphones, des
Internet und Twitter. Die corrida kam live im Fernsehen und die Nachricht ging in Sekunden um
die Welt. Toreros, wie Juli, Perera und Roca Rey, die gestern gemeinsam auftraten, machten keine
salida en hombros, aus Respekt vor dem toten Kollegen. Gestern Abend sah ich bereits die tödliche cornada im Netz... Ich habe schlecht geschlafen und bin immer wieder wach geworden, mit dem
Satz, der mich seit meiner Kindheit begleitet: "Un toro mata a..." Víctor Barrio. Ist es wahr? Ist das
gestern wirklich passiert? Ja, es ist wahr.
Ich habe ihn zweimal in Madrid gesehen: Einmal als novillero und einmal als matador Seine Frau,
sein Vater und viele Anhänger waren gestern in Teruel, um ihren matador bei einem seiner wenigen
Auftritte (der Dritte der Saison) zu unterstützen.
______________________________________________________________
Eine Fussnote, die eigentlich keine sein möchte bzw. schon gar nicht ein eigener Eintrag:
Der gestrige Tod von Víctor Barrio hat auf sämtlichen Internetkanälen (FB, YouTube, Twitter etc.)
wieder einmal das Übelste, Ekelerregendste und Schockierendste der Menschheit herausgekehrt:
unzählige Schmähungen, Beifallsbekundungen und Unaussprechliches, nicht wiederholbares - das
gebietet der Anstand. Diese Individuen, die sich "Tierschützer" nennen haben den selben Duktus,
wie die schlimmsten Nazischergen: Du bist anders, als ich - ich hasse dich und will dich tot sehen.
Ich will dich und deine ganze Familie vernichten, weil ich hasse, was du tust. Hier manifestiert sich
auf ́s Übelste, welch Geistes Kind diese faschistoiden Fanatiker sind. Es ist widerlich und
schändlich und entlarvt immerhin diese Personen, als das, was sie sind: menschenverachtende,
totalitäre Faschisten, die keine Sekunde zögern würden, jemanden der "ihrer Sache" im Weg ist, zu
töten.