Zwar findet man immer wieder das feminine Geschlecht bei Stierkämpfen,
aber als eine Picadora wohl eine Einmaligkeit
aber als eine Picadora wohl eine Einmaligkeit
___________________________________________________________________
von Philip de Málaga
Die mundo taurino war schon immer eine Domäne der Männer. Und trotzdem gelang es dem weiblichen Geschlecht immer wieder vorzupreschen, vor allem bei den matadores. Aber erst ab 1968! Ein Jahr, wo es die tauromaquia, also den Ablauf der klassischen corrida de toros schon über 150 Jahre gegeben hat. Am bekanntesten wohl die 1972 in Madrid geborene matadora de toros Cristina Sánchez. Obwohl sie von ihren männlichen Kollegen und überhaupt der ganzen mundo de los toros respektiert worden war, fiel es ihr trotzdem schwer entsprechende Verträge für die wichtigen plaza de toros zu erlangen, da doch zahlreichen männliche figuras sich weigerten mit ihr gemeinsam im ruedo zu anzutreten.
Wie lässt sich so etwas erklären? Wenn man einen Blick in die Entstehungsgeschichte der toros wirft, so findet man biblische wie mythologische Ursprünge. Der Stier stand als Zeichen der Zeugungskraft. Immer häufiger interpretiert als Symbol der Männlichkeit. Während in Kreta man dem Stier mit Mut begegnete und er in der Bibel den göttlichen Hingaben zum Opfer fiel, gab es die ersten belegbaren kämpferischen Auseinandersetzungen mit den Stieren im ersten Jahrhundert vor Christi. Dort übten sich Reiter, mit Lanzen bewaffnet im Kampf. Der römische Staatsmann und Feldherr Galius Julius Caesar konnte dieses bei seinem Spanienfeldzug in der Provinz Cádiz beobachten, hatte Gefallen daran es selbst zu praktizieren und so kamen die Stiere in den römischen Circus.
"El Cid Campeador lanceando un toro" (Francisco de Goya y Lucientes, 1816) |
Aber erst um 1.000 nach Christi, und dem berühmten spanischen Nationalhelden Don Rodrigo Díaz de Vivar, genannt "El Cid" (1045 bis 1099) übten die ritterlichen Offiziere zu Pferde mit ihren Lanzen für den Kampf mit dem maurisch-arabischen Feind. In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sich die festejos taurinos, bei denen sich berittene adelige caballeros mit Lanzen bewaffnet an Sonn- und Festtagen im Kampf mit den toros übten. Das Fussvolk spielte dabei eine helfende Statistenrolle. Bis zum 18. Jahrhundert, wo unter den figuras importantes Costillares, Pepe-Hillo und Pedro Romero die toreros a pie das Kommando und das Sagen in den plaza de toros übernahmen.
Und so wurden die edlen caballeros zu Randfiguren, zu picadores im ersten tercio einer jeden corrida de toros degradiert. Einziges Privileg, welches den Reitern erhalten blieb, während allen Helfern des matadores die traje de luces in goldenem Glanz verwehrt sind, tragen die picadores noch heute, in Erinnerung an die Zeiten der berittenen caballeros gold bestickte Westen.
Kommen wir zurück zu den Damen. Es scheint nur verständlich, warum sich in diesem schon brachialen Kraftspiel zwischen Mensch und Stier, zwischen picador und toro, ein Frau doch nicht unbedingt zu vermuten lässt. Weder Geschichte, Tradition noch menschliche Statur lassen dieses zu. Und trotzdem gab es sie. Einmal in der Geschichte der toros.
Eva Armenta war 1972 in der andalusischen Hauptstadt Sevilla geboren. Taurinisches Blut hatte sie in den Adern, war ihr Vater schon banderillero. Was sie dazu bewegte, im ruedo das Pferd zu besteigen bleibt eher verschlossen. Mit 22 Jahren am 9. September 1994 debütierte sie als picadora in der Gemeinde Guillena, 21 Kilometer westlich von Sevilla, in der cuadrilla des matadores de toros Manolo Campuzano.
Das wohl einzige Foto, welches über die einzige picadora gibt. Aufgenommen 1994 |
Nur einen Monat später hatte sie ihren einzigen TV-Auftritt. Live wurde im Privatsender Antenna 3 die corrida de toros des toreros Jesulín de Ubrique als espada único übertragen, wo dieser am 7. Oktober 1994 in der plaza de toros von Aranjuez nur für Frauen in den tendidos antrat. Die 8.000 Damen im aforo hatten wohl ihren Spass, auch einige Ladies vor den Bildschirmen, aber bei der breiten afición de toros stiess dieses festejo eher auf Ablehnung als auf Begeisterung. Und was die erste picadora anbetraf so sprach man in den Medien von einer "traurigen Berühmtheit" die sie dort erlangte.