Donnerstag, 12. Januar 2017

Andersdenkenden den Tod zu wünschen ...



von Henry de Montherlant



Toreros oder Taurinos den Tod zu wünschen 
stiess schon 1926 auf ein grosses Fragezeichen
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Als 1926 der berühmte Roman Fiesta von Ernest Hemingway erschien wurde noch ein weiterer Klassiker zum Thema tauromaquia veröffentlicht. Der französische Schriftsteller Henry de Montherlant (1895 - 1972) konnte schon mit nur fünfzehn Jahren Gefallen an der mundo de los toros finden. Mehr noch, er übte selbst den Umgang mit capa und muleta, und wurde sogar im Jahr 1925 von einem toro verletzt. Fasziniert von der Selbstdarstellung, dem Kult der Männlichkeit sowie der Darstellung des Lebens mit dem Tod, verband er die mundo taurino mit seiner anderen pasión, der Literatur. Die Schönheit, der Eros oder auch der Glaube, gar die Kirche, alles Elemente, die es interessant erscheinen liessen in die Tiefe zu gehen. Und wie schon andere intellektuelle Poeten, stiess er recht erstaunt auf ein kompromissloses Auftreten der antitaurinos. Wenn Menschen zu Tieren werden oder umgekehrt. Sicherlich ein Anlass dazu, der ihn dieses Buch niederschrieben liess: Tiermenschen, wo er gemeinsam mit dem französischen adeligen Alban in die andalusische mundo de los toros eintaucht.
LINKS: Henry de Montherlant 1955 bei einer corrida de toros in Toulouse.
"Welche Partei findet heute bei uns das Gemetzel der Stierkämpfe skandalös? Die gleiche, die mit allen Mitteln die eine Hälfte der Nation zum Gemetzel der anderen aufstachelt.  
Sie erhebt Protest gegen den Pferdemord in der Plaza, aber sie würden nicht protestieren, wenn man in der Arena Andersdenkende vor die Hörner schicken würde. 
Ich misstraue Personen, die ihre Tierliebe so sehr betonen. Oft übertragen sie jene Liebe, die sie für Menschen nicht empfinden, auf die Tiere!“
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Quellennachweis:
Tiermenschen, Henry de Montherlant, Steil-Verlag, Göttingen 1929