von Philip de Málaga
Er gehörte zu den grossen Künstlern,
die den Stierkampf auch ins Ausland brachten,
ohne dass ihn viele kenn.
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Viele aficionados de toros oder auch taurinos wie toreros oder ganaderos indentifizieren sich mit der mundo taurino, sind ein Teil von ihr, kennen sich aus mit dem toreo und den toros, sind vertraut mit den Ursprüngen der tauromaquia, verstehen es capa oder muleta elegant zu schwingen und gewiss viele Dinge mehr, aber wie sieht es mit dem künstlerischen Verständnis ausserhalb einer plaza de toros aus? Sehen sie die Kunst nur in der arte del toreo? Erkennen sie die arte nur im ruedo?
Das die afición schon mal nicht gerade viel über die tauromaquia zu lesen scheint, davon ist der Stierkampfkritiker José Antonio del Moral überzeugt. Aber auch bei der Malerei scheint das Interesse der taurinos eher zurückhaltend zu sein. Wie das Centro de Arte de la Tauromaquia in Málaga eher erstaunt feststellte, finden sich unter den Besuchern zwar viele Touristen, aber eigentlich doch eher weniger aficionados de toros. Nicht anders war es, als Eric Fischl im Museum der Modernen Künste (CAC), ebenfalls in Málaga gastierte.
Die afición hält bei den toros den Stempel der Kultur recht hoch. Aber wer einen Blick hinter den Vorhang wirft, kommt nicht um herum zu erkennen, dass es gerade die Künstler ausserhalb des ruedos sind, welche die tauromaquia mit Titeln wie cultura und arte adeln. Die Arbeit der toreros alleine hätte sicherlich nicht dazu geführt, dass sie ebenfalls im Kreise der Medallienträger für die Schönen Künste mit aufgenommen worden wären. Seien es die weltberühmten Maler Picasso und Goya, oder in der Literatur die Nobelpreisträger wie Ernest Hemingway wie Vargas Llosa.
Und zu Beginn des letzten Jahrhunderts war es vor allem ein spanischer Maler, der die tauromaquia in Sachen Kunst und Kultur popularisierte. Es war der 1883 in Paris geborene Roberto Domingo Fallola.
Roberto Domingo bei der Arbeit in seinem Atelier (Magazin "Zig Zag" Nr. 46 vom 5. April 1924) |
Er begann seine künstlerische Ausbildung bei seinem Vater Francisco Domingo in Paris. Dort lernte er die Arbeiten der französischen Impressionisten kennen. Mir 23 Jahren wechselte er in die spanische Hauptstadt Madrid, schrieb sich in die Akademie der Schönen Künste San Fernando ein und war ein Schüler des spanischen Malers Antonio Muñoz Degrain um mehr in die Welt des modernen Impressionismus einzutauchen. Nur zwei Jahre später, 1908, wurde er in der Ausstellung "Exposición Nacional de las Bellas Artes" mit einer Medaille (der 3. Klasse) ausgezeichnet. Zwei Jahre später gewann er die Medaille (der 2. Klasse) und schliesslich im Jahr 1915 wurde er für sein Werk "El Coleo" mit der besten Medaille der Schönen Künste (der 1. Klasse) ausgezeichnet. Die tauromaquia im Zentrum den Schönen Künste.
"El Coleo" (1915) |
Es folgten Ausstellungen in London, Rom, München und selbstverständlich in iberischen Halbinsel, wie in Barcelona, Bilbao, Málaga und San Sebastian.
Als Roberto Domingo im Jahr 1906 nach Spanien kam sah er, mit seinen schon 26 Jahren, seine erste corrida de toros. Anlass dafür war die Hochzeit zwischen König Alfonso XIII und Prinzessin Victoria Eugenia de Battenberg. Fasziniert von diesem emotionalen Ausbruch an berauschenden Gefühlen, sollte von diesem Tag an, die pasión a los toros ihn nie wieder verlassen. So konnte er seine zwei Leidenschaften kombinieren. Die pasión a los toros mit der Passion der malerischen Kunst zu verflechten, und somit optische Zeitdokumente einiger temporadas taurinas der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu schaffen.
Alle grossen figuras liessen sich von ihm darstellen, ob in Öl, Aquarell oder gezeichnet, die gehörten zu den führenden matadores de toros wie Joselito, Juan Belmonte, El Gallo, Antonio und Manolo wie Pepe Bienvenida, Gaona, Granero, Gitanillo Chico, Largatijo, Marcia Lalanda, Cagancho, Pepe Luis Vazquez, Mario Cabré, Domingo Ortega ... maestros der Epoche.
Die matadores de toros Juan Belohnte, Domingo Ortega und Joselito |
Und bei so vielen Besuchen in den tendidos der plaza de toros, erlebte Domingo zahlreiche Momente der höchsten Apotheose bis hin zu den dramatischen Momenten der tauromaquia, wie der Tod.
Der torero Manuel Granero wurde am 7. Mai 1922 von dem toro Pocapena in Madrid getötet. |
Besonders im Zeichnen zeigte Domingo viel Feingefühl und auffallend zügig brachte er soeben Entdecktes auf das Papier.
Der matador Marcial Lalanda mit einer quite de la mariposa |
Der matador Manolete mit einer media verónica |
Der Künstler beschränkte seine Fähigkeiten nicht nur auf die Interpretation des Gesehenen, sondern nahm Anteil an der optischen mundo de los toros. So versteht es sich, dass Domingo auch zur Mitgestaltung der carteles taurinos beitrug. Vor allem in den Städten Valencia und Bilbao.
Carteles taurinos: Valencia 1916 (mit Belmonte siehe Bild oben) und Bilbao 1925 |
Auch in den Medien, welche über die mundo de los toros berichteten fanden sich zahlreiche Illustrationen von Domingo.
Verständlich dass zahlreiche seiner Werke es auf die Titelseiten schafften und für 37 Buchbände standen die Bilder des malenden aficionado de toros Pate. Roberto Domingo verband auch eine tiefe Freundschaft mit dem amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway. So kam es, das der spanische Künstler auch die Zeichnung für den Buchumschlag des Welterfolges "Tod am Nachmittag" entworfen hat.
"Death in the Afternoon" (1932) |
In der Villa von Hemingway auf Kuba hängen einige Gemälde von Roberto Domingo |
Selbst lederne Zigarettenetuis kamen in den Genuss seiner Kunstwerke.
Die Semana Santa in der andalusischen Hauptstadt Sevilla |
Zwar bildete die tauromaquia das Fundament seines Lebenswerks, aber er wandte sich auch anderen Bereichen zu, wie die traditionellen Feste, zum Beispiel die Semana Santa, der Geschichte, dem Meer, dem Fischen, literarischen Erzählungen wie Don Quijote sowie dem Pferderennen. Obwohl er mit zahlreichen Auszeichnungen der Schönen Künste geehrt worden ist, wie in Spanien, Argentinien und Italien, findet sich kurioserweise über ihn kein Eintrag im Wikipedia. In der spanischen Tageszeitung ABC schrieb man über den Künstler, dass er die tauromaquia und vor allem die carteles taurinos kultiviert habe und noch heute finden sich in den carteles Ansätze seiner künstlerischen Ausdrucksweise wieder.
Roberto Domingo starb vor 60 Jahren, 1956 in Madrid.
Das Grab von Roberto Domingo in Madrid auf dem Friedhof von San Isidro |