von Colin Ernst
und Philip de Málaga
(Fotos: SfA)
Der matador de toros, Vicente Ruiz "El Soro" will es noch einmal wissen.
Nach 20 Jahren und 34 Operationen will er wieder zurück ins ruedo.
Und das mit 52 Jahren!
Nach 20 Jahren und 34 Operationen will er wieder zurück ins ruedo.
Und das mit 52 Jahren!
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Am 8. April 1994, in der plaza von Benidorm (Costa Blanca, Alicante), hatte ihm ein Stier eine cornada im Knie beigebracht. Seither hat der maestro vierunddreissig Operationen ausgestanden, denn die Wunde heilte nie richtig. Die Ärzte zogen sogar eine Amputation in Erwägung, die der torero rundweg ablehnte. Dank Dr. Pedro Cavadas, trainiert El Soro seit zwei Jahren wieder. Der Arzt hat die Methode, beschädigte Gliedmaße an anderen Körperstellen zu implantieren, bis die infizierte Stelle soweit verheilt ist, das man das Körperteil wieder an seinen ursprünglichen verpflanzen kann, mit Erfolg praktiziert. Das Bein ist zwar nun rund sieben Zentimeter kürzer, was man aber mit einer Erhöhung ausgeglichen hat, so das Vincente Ruiz wieder in der Lage ist zu laufen und zu trainieren.
Überhaupt hat es El Soro schwer im ruedo gehabt. Seine erste lesión erfuhr er in der heiligen Maestranza von Sevilla. Insgesamt wurde er vierundzwanzig Mal von einem toro erwischt. Nicht selten waren qualvolle Schmerzen damit verbunden. Un campo de batalla, ein Kriegsfeld, so seine Worte. Mehr als fünfzig Mal wurde er in seinem Leben operiert.
El Soro ist der einzige "Überlebende" des Unglückscartels von Pozoblanco (Córdoba, Andalusien), wo er, 1984, zusammen mit dem legendären Paquirri und El Yiyo die corrida bestritt. Avisparo tötete Paquirri, ein Jahr später ereilte dieses Schicksal El Yiyo en Colmenar (Málaga, Andalusien) und auch der Züchter des toros, der Francisco Rivera tötete, Juan Luis Bandres, starb unter ungewöhnlichen Umständen in diesem Zeitraum.
Der matador de toros aus Foyos (Valencia) hat in den letzten zwei Jahren hart trainiert und 26 Kilo abgenommen. Schon letztes Jahr kehrte er, zusammen mit dem bekannten torero Espla, ins ruedo zurück. Dieses Jahr im September trat El Soro am 21. September im mexikanischen Tijuana wieder an. Anlass war die Wiedereröffnung eines recinto taurino. El Soro arbeitete auffallend ruhig und zeigte viel temple bei seiner Arbeit, welche am Ende der Veranstaltung mit dos orejas y rabo belohnt worden ist. Mit 52 Jahren! "Es war so wichtig für mich seit so langer Zeit wieder einen paseillo zu bestreiten." So der matador aus Valencia.
Wiedermal zeigt sich, aus welchem Holz toreros geschnitzt sind, auch wenn sie noch so schwer verletzt wurden, zum Teil lebensgefährlich, geben sie alles um wieder zu kämpfen, um das zu sein, wozu sie geboren und berufen sind: Toreros de verdad! Vollbluttoreros!
Keine Frage, es war die schwerste Zeit seines Lebens. Nicht nur zu verzichten was man am liebsten tut, Freunde haben ihn verlassen und sein gesundheitlicher Zustand, verbunden mit den Daueraufenthalten in den Krankenhäusern, das alles ist nicht gerade motivierend. Aber jetzt sieht er es ein wenig optimistischer: "Jetzt beginnt eine neue Etappe meines professionellen Lebens. Dieses festival taurino hat mit viel Moral zurückgebracht, mir viel Kraft gegeben, weiter zu trainieren, weiterhin an Gewicht zu verlieren damit ich endlich wieder die traje de luces tragen kann. Es war mein Ziel den Menschen zu zeigen, dass man mit Einsatz und Willen wieder erfolgreich nach vorne schauen kann." Und El Soro fügt hinzu: "Aber leider erkenne ich auch meine Grenzen."