von Colin Ernst
und Philip de Málaga
(Fotos: J. L. Cuevas, SfA)
Das staatliche Fernsehen überträgt weiterhin die toros
Auch am Nachmittag, zur Kinderstunde
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Der Kontrollausschuss des Parlaments für das staatliche Fernsehen RTVE hat gestern einen Antrag, bei dem keine corridas mehr am Nachmittag gezeigt werden sollen mehrheitlich abgelehnt. Obwohl fast alle Parteien (IU, PSOE, CiU und die katalanische Entesa) diesen Antrag unterstützen, reichte die Mehrheit der Partido Popular aus, um der afición auch in Zukunft die toros auf dem Bildschirm zu ermöglichen. Das der Antrag abgelehnt wurde, dafür sprechen zwei Gründe. Zum einen übertragen die meisten Regionalsender ja sowieso weiterhin festejos taurinos, und zwar zu allen Zeiten, zum anderen, warum soll man sich ein zukünftiges Kulturerbe nur noch Nachts anschauen dürfen.
Allerdings hielten sich die Übertragungen im öffentlichen Fernsehen (TVE 1 und 2) bis jetzt eher bescheiden. In zwei Jahren wurden gerade mal zwei corridas gezeigt. Eigentlich sollten es drei im Jahr sein. Und dass ist eher erstaunlich, verlangen doch weder empresarios noch toreros dafür ein Extragehalt. RTVE musste lediglich für die Übertragungskosten aufkommen und zog bei beiden corridas bis jetzt weit mehr als eine Million Zuschauer vor den Bildschirm.
Was passiert, wenn Kinder Stierkampf im TV sehen?
Die Kinder und Jugendlichen von heute, viele vertreiben sich die Freizeit mit Videospielen, Besäufnissen, und Drogen. Pöbeln Leute an und zeigen nicht das geringste Quentchen Eigenverantwortung. Heranwachsende toreros werden anders erzogen. Sie haben so ein umfangreiches Trainingsprogramm, dass sie für derartige Aktivitäten gar keine Zeit haben. Auch wird ihr Benehmen geschult, Respekt, Mensch und Tier gegenüber wird groß geschrieben. Diese jungen Menschen findet man nicht morgens um drei Uhr betrunken in der Disco, sie begrüßen einen nicht mit "Hey Alter". Und statt Playstation zu spielen, widmen sie sich ernsthaft einer Profession. Was passiert, wenn Kinder Stierkampf im TV sehen? - Ganz einfach, sie werden toreros. Hier einige Auszüge von Interviews, die ich (Colin Ernst) im letzten Jahr mit einigen von ihnen geführt habe:
Jose Antonio Alcalde
Wie und wann bist Du auf die Idee gekommen, torero zu werden?
Meine afición kommt durch meine Großmutter, welche sehr vom Stierkampf begeistert war. Und so sah ich Stierkampf im Fernsehen seit ich laufen konnte und machte das nach, was der matador tat, mit einer muleta und einer capote, welche meine Oma mir gemacht hatte.
Juan Romero Campos
Schon als kleiner Junge, gerade mal zwei Jahre alt, schaltete meine Mutter nach der Mittagsruhe den Fernseher an. Programm waren die Stiere. Und so sah ich in diesen Stunden die torero und die Stiere an, live oder Wiederholungen. Die erste corrida an die ich mich erinnere war zu San Isidro mit dem maestro Vicente Barrera.