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von Philip de Málaga
Ist Stierkampf Kunst? Für die antitaurinos scheint die Antwort eindeutig. Alles was mit der mundo taurino zu tun hat sei eine Barbarei. Die Akteure, die toreros sind Tierquäler, die Zuschauer in den tendidos mit sadistischen Anlagen versehen … nein das habe mit Sicherheit nichts weder mit Kunst noch mit Kultur zu tun.
Gehen wir doch mal ins Detail: Unter Kunst versteht man das Ergebnis einer menschlich kreativen Gestaltung. Auf eine corrida übertragen wäre das Ergebnis der Tod des toros. Doch dass der Tod selbst als Vollendung künstlerischen Schaffens nicht in Frage kommt, versteht sich von selbst. Es sei denn, Sterne Köche a la Ferran Adriá verwandeln dieses Endprodukt durch molekulare Einflüsse zu einem kulinarischen Kunstwerk. Jedoch findet sich sehr wohl der Tod als ein Mittel zur Kunst, wie es sich in so zahlreichen Kunstwerken reflektiert. Denken wir zum Beispiel an die Guernica von Pablo Picasso.
Unter Kunst verstehen wir aber auch die Entwicklung zum Ergebnis. Den Prozess selber, wie wir ihn auch in der akustischen Darstellung von Musik wiederfinden. Und genau da schafft der Stierkampf, mit seinen Bewegungsabläufen, dem Spiel der Farben, den Effekten durch Licht und der Schatten, der Musik, dem Ambiente und seiner Dramatik viel Freiraum für kreative Gestaltung. Gerade in dieser theatralischen Darstellung mit dem beinahe unabwendbaren Ergebnis des Todes sehen viele Künstler eine Herausforderung. Und so reflektiert sich der Stierkampf in zahlreichen künstlerischen wie kulturellen Gattungen.
In der Malerei:
Die Zeichnung "So verherrlicht sich der wilde toro" von Johannes Stradanus (1523) |
Der wohl wichtigste Vertreter dieser Gruppe dürfte wohl Francisco de Goya (1746 – 1828) sein. Seine berühmte „La Tauromaquia“ bestand aus 44 Radierungen (von denen heute noch 40 erhalten sind) und ist zwischen 1814 und 1816 entstanden. Nicht weniger unbedeutend seine Darstellungen des toreros José Delgado 'Pepe Illo' (1754-1801), vor allem seinen tragischen Tod in der Plaza de toros von Madrid.
Die wohl beiden bekanntesten Serien der La Tauromaquia. LINKS: Pablo Picasso RECHTS: Francisco Goya |
Der zweite große Name im Bereich der malerischen tauromaquia kommt aus Málaga: Pablo Ruiz Picasso (1881 – 1979). Erst ein Besuch einer corrida de toros in dem französischen Arles 1957 inspirierte den Künstler zu einer eindrucksvollen grafischen Umsetzung über die Kunst des Stierkampfes. Schon mit acht Jahren zeichnete er sein erstes Bild taurino. Der kleine Picasso war schon in jungen Jahren von den Stieren fasziniert. Kein Wunder also, dass die toros ein Teil seines Lebenswerkes wurden.
"Le Picador", Pablo Picasso (1889) |
"Torero matando toros" Toros tötender torero, Gustavo Doré (Paris, 1867) |
Das erste cartel de toros kündigte zwei corridas de toros an, welche am 19. und 30. September 1737 in der ersten festen Plaza de toros Soto de Luzón von Madrid statt fanden.
Das bis jetzt älteste cartel taurino aus dem Jahr 1737, noch ohne Zeichnungen |
Carteles taurinos aus den Jahren 1852, 1902 und 1965 |
Siehe SfA-Reportage Edith Hultzsch in der ersten Reihe |
Wer sich in der Dekorationsabteilung des spanischen Kaufhauses El Corte Inglés umschaut, hat mit Sicherheit schon einmal die metallenden Kopien von dem spanischen Bildhauer Mariano Benlliure (1862 – 1947) gesehen. In seinen Figuren spiegelt sich die gesamte Kraft der toros bravos wieder. Dekorativ für einen jeden aficionado der auch die Möglichkeit hat, diesen dekorativ zur Schau zu stellen.