Dienstag, 27. September 2016

Die Tauromachie im Visier von künstlerischem Schaffen (1)

Ein Überblick mit der Frage, kann die Tauromaquia als gestaltende Kulturleistung gesehen werden?  
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von Philip de Málaga

I
st Stierkampf Kunst? Für die antitaurinos scheint die Antwort eindeutig. Alles was mit der mundo taurino zu tun hat sei eine Barbarei. Die Akteure, die toreros sind Tierquäler, die Zuschauer in den tendidos mit sadistischen Anlagen versehen … nein das habe mit Sicherheit nichts weder mit Kunst noch mit Kultur zu tun. 

Gehen wir doch mal ins Detail: Unter Kunst versteht man das Ergebnis einer menschlich kreativen Gestaltung. Auf eine corrida übertragen wäre das Ergebnis der Tod des toros. Doch dass der Tod selbst als Vollendung künstlerischen Schaffens nicht in Frage kommt, versteht sich von selbst. Es sei denn, Sterne Köche a la Ferran Adriá verwandeln dieses Endprodukt durch molekulare Einflüsse zu einem kulinarischen Kunstwerk. Jedoch findet sich sehr wohl der Tod als ein Mittel zur Kunst, wie es sich in so zahlreichen Kunstwerken reflektiert. Denken wir zum Beispiel an die Guernica von Pablo Picasso

Unter Kunst verstehen wir aber auch die Entwicklung zum Ergebnis. Den Prozess selber, wie wir ihn auch in der akustischen Darstellung von Musik wiederfinden. Und genau da schafft der Stierkampf, mit seinen Bewegungsabläufen, dem Spiel der Farben, den Effekten durch Licht und der Schatten, der Musik, dem Ambiente und seiner Dramatik viel Freiraum für kreative Gestaltung. Gerade in dieser theatralischen Darstellung mit dem beinahe unabwendbaren Ergebnis des Todes sehen viele Künstler eine Herausforderung. Und so reflektiert sich der Stierkampf in zahlreichen künstlerischen wie kulturellen Gattungen. 

In der Malerei: 


Die Zeichnung "So verherrlicht sich der wilde toro" von Johannes Stradanus (1523)
Die älteste noch existierende Zeichnung stammt von dem belgischen Künstler Johannes Stradanus und stammt aus dem Jahr 1523. SfA hat über die erste Zeichnung des Stierkampfs berichtet. Diese Zeichnung ist im Museum der tauromaquia in Málaga zu sehen.

Der wohl wichtigste Vertreter dieser Gruppe dürfte wohl Francisco de Goya (1746 – 1828) sein. Seine berühmte „La Tauromaquia“ bestand aus 44 Radierungen (von denen heute noch 40 erhalten sind) und ist zwischen 1814 und 1816 entstanden. Nicht weniger unbedeutend seine Darstellungen des toreros José Delgado 'Pepe Illo' (1754-1801), vor allem seinen tragischen Tod in der Plaza de toros von Madrid
Die wohl beiden bekanntesten Serien der La Tauromaquia.
LINKS: 
Pablo Picasso RECHTS: Francisco Goya

Der zweite große Name im Bereich der malerischen tauromaquia kommt aus MálagaPablo Ruiz Picasso (1881 – 1979). Erst ein Besuch einer corrida de toros in dem französischen Arles 1957 inspirierte den Künstler zu einer eindrucksvollen grafischen Umsetzung über die Kunst des Stierkampfes. Schon mit acht Jahren zeichnete er sein erstes Bild taurino. Der kleine Picasso war schon in jungen Jahren von den Stieren fasziniert. Kein Wunder also, dass die toros ein Teil seines Lebenswerkes wurden.
"Le Picador", Pablo Picasso (1889)
Erwähnt seien noch grossartige Künstler wie Ignacio Zuloaga y Zabaleta (1870 – 1945), Eduard Manet (1832 – 1880), Joaquín Sorolla (1863 – 1923), Daniel Vázquez Díaz (1882 – 1969), Eugenio Lucas (1858 – 1918), Roberto Domingo (1883 – 1956), Luis Calderón Jácome (1932 - 2005) Martínez de León (1895 – 1978) und die Illustrationen von Gustavo Doré (1832 – 1883) und Pharamond Blanchard (1805 – 1873) die wir in den Büchern „Voyage en Espagne“ bzw. in der kurzen Form von „Reise in Andalusien“ von Théophile Gautier finden. Um nur eine kleine Auswahl zu nennen.  
"Torero matando toros" Toros tötender torero, Gustavo Doré (Paris, 1867)
Auf den Stierkampfplakaten:  

Das erste cartel de toros kündigte zwei corridas de toros an, welche am 19. und 30. September 1737 in der ersten festen Plaza de toros Soto de Luzón von Madrid statt fanden. 
Das bis jetzt älteste cartel taurino aus dem Jahr 1737, noch ohne Zeichnungen
Im Laufe der Zeit entwickelten sich die carteles  und auch heute noch ist man teilweise bestrebt künstlerischen Anspruch zu stellen.Naheliegend ist es wohl, dass sich einige Künstler in der Gestaltung von den carteles übten. Also Plakate welche die festejos taurinos ankündigen. 
Carteles taurinos aus den Jahren 1852, 1902 und 1965
Ohne darauf näher einzugehen hier ein Kuriosum: Sie hat immer an der barrera gesessen und dabei oft gleich drei Plätze eingenommen - damit sie ihre Malutensilien ausbreiten konnte. Mit Tusche fing die aus Wiesbaden stammende Künstlerin Edith Hultzsch die Bewegungen von toros und toreros ein. 1981 war sie die erste und bisher einzige Deutsche, die den Wettbewerb für das cartel taurino zu den Fiestas de Sanfermin in Pamplona gewinnen konnte.
Siehe SfA-Reportage Edith Hultzsch in der ersten Reihe


 In der Bildhauerei: 

Wer sich in der Dekorationsabteilung des spanischen Kaufhauses El Corte Inglés umschaut, hat mit Sicherheit schon einmal die metallenden Kopien von dem spanischen Bildhauer Mariano Benlliure (1862 – 1947) gesehen. In seinen Figuren spiegelt sich die gesamte Kraft der toros bravos wieder. Dekorativ für einen jeden aficionado der auch die Möglichkeit hat, diesen dekorativ zur Schau zu stellen.


Fortsetzung folgt